Seoul. .
Das kommunistische Nordkorea steht vor dem Machtwechsel. Diktator Kim Jong Il, offenbar schwer erkrankt, bereitet seine Nachfolge vor. Sein Sohn Kim Jong Un könnte ihn beerben.
Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Il bereitet seine Nachfolge vor: In der kommenden Woche hält das Land seine mit Spannung erwartete Parteitagung zur Wahl einer neuen politischen Führung ab. Die Konferenz wurde für den 28. September angesetzt, wie die amtliche Nachrichtenagentur KCNA am Dienstag berichtete.
Die Delegiertenversammlung der Arbeiterpartei (PdAK) war ursprünglich für Anfang des Monats angekündigt worden, wurde dann aber aus ungenannten Gründen verschoben. Beobachter erwarten, dass Staatschef Kim Jong Il auf der Tagung seinen jüngsten Sohn Kim Jong Un in ein hohes Amt hebt, um ihn als seinen Nachfolger in Stellung zu bringen.
Auf Kim Jong Il könnte Kim Jong Un folgen
Der 68-jährige Kim Jong Il erlitt 2008 vermutlich einen Schlaganfall, außerdem soll er an Diabetes und einer Nierenerkrankung leiden. Beobachter rätseln seit längerem über seinen Gesundheitszustand und einen möglichen Nachfolger. Kim Jong Un, der jüngste Sohn des Präsidenten, gilt als wahrscheinlichster Kandidat. Über ihn ist wenig bekannt, in den staatlichen Medien wurde er noch nie erwähnt. Sein Alter wird auf Ende 20 geschätzt. Er soll in der Schweiz zur Schule gegangen sein. Offizielle Fotos von ihm als Erwachsenem gibt es nicht.
Die Konferenz wird die größte dieser Art seit 30 Jahren sein. 1980 gab der damals 38 Jahre alte Kim Jong Il sein politisches Debüt. Kim Jong Il war bereits 1974 zum Nachfolger seines Vaters Kim Il Sung bestimmt worden, des Gründers der Republik. Diese Entscheidung wurde erst 1980 bei einem Parteitag öffentlich gemacht, dem bislang letzten der PdAK. Sein Auftritt wurde damals als Bestätigung dafür gewertet, dass er die Nachfolge seines Vaters antreten würde. 1994 war es dann soweit: Der nordkoreanische Staatsgründer Kim Il Sung starb an Herzversagen und Kim Jong Il übernahm. Nun will er anscheinend seinen dritten und jüngsten Sohn Kim Jong Un auf einen ähnlichen Machtwechsel vorbereiten.
Soldaten sollen bereits Loyalität geschworen haben
Mitarbeiter des südkoreanischen Geheimdienstes gehen davon aus, dass das Regime bereits eine Propaganda-Aktion startete, um den Sohn im Volk bekannt zu machen. Dazu sollen Lieder und Gedichte gehören, in denen der junge Kim gepriesen wird. Nordkoreanische Soldaten und Arbeiter sollen dem Sohn an seinem Geburtstag im Januar ihre Loyalität geschworenen haben. Der Machtwechsel wurde jedoch stets geheimgehalten; die südkoreanischen Behörden wussten bis zum letzten Jahr nicht einmal, wie der Name des Sohnes überhaupt geschrieben wird. Kim Jong Un hat zwei ältere Brüder. Aus Kreisen des Regimes verlautete jedoch, der jüngste sei das Lieblingskind des Vaters.
In der nächsten Woche werden die Delegierten wohl eine neue Parteiführung wählen und Ämter vergeben, die teilweise seit Jahren unbesetzt sind. Es war nicht klar, welches Amt Kim Jong Un übernehmen könnte. Neben ihm wird auch im Jong Ils einzige Schwester Kim Kyong Hui im Fokus stehen. Sie begleitete den Staatschef in den vergangenen zwei Jahren wiederholt bei Inlandsreisen. Derzeit ist sie innerhalb der Partei zuständig für die Leichtindustrie. Ihr Ehemann Jang Song Thaek stieg ebenfalls in der Partei auf. Er wurde im Juni zum stellvertretenden Vorsitzenden der Nationalen Verteidigungskommission befördert und ist damit nach Kim Jong Il die Nummer zwei in dem mächtigen Gremium. (dapd)