Düsseldorf. .
Mit einem Rundumschlag hat DGB-Chef Atomlobby, Arbeitgeber und die Bundesregierung attackiert. Auf einer DGB-Konferenz in Düsseldorf kritisierte Sommer, Deutschland sei ein Land der Provokateure geworden.
DGB-Bundesvorsitzender Michael Sommer hat in einem Rundumschlag die Bundesregierung, die Atomlobby und die Arbeitgeber attackiert. Deutschland sei zu einem Land der Provokateure geworden, sagte Sommer auf einer DGB-Konferenz in Düsseldorf. Sommer nannte in diesem Zusammenhang auch Thilo Sarrazin, dem er eine „elitäre Ausgrenzung von Menschen“ vorwarf, die Vertriebenenpräsidentin Erika Steinbach (“menschenverachtend und reaktionär“) sowie Peer Steinbrück, der seine Partei SPD jüngst vor allzu großer Nähe zu den Gewerkschaften gewarnt hatte. „Steinbrück war daran beteiligt, dass die SPD zwei wichtige Wahlen verloren hat“, schimpfte Sommer. Der frühere Finanzminister sei mit verantwortlich für das „Beziehungsdesater zwischen SPD und Gewerkschaften.“
Den Arbeitgebern warf Sommer vor, den sozialen Frieden im Land zu gefährden. In der Krise hätten die Beschäftigten große lasten geschultert und Kurzarbeit akzeptiert. Nun, im Aufschwung, verfahre man mit den Arbeitnehmern nach dem Motto: Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen. Sommer: „Wir erleben einen Beschäftigungsausbau bei der Kurzarbeit und im Niedriglohnsektor.“
Neuer Landes-DGB-Chef Meyer-Lauber stellt Bildung in den Vordergrund
Der Deutsche Gewerkschaftsbund hatte in Düsseldorf einen neuen NRW-Landesvorsitzenden gewählt: Andreas Meyer-Lauber (58) ist Nachfolger von Guntram Schneider, der als Arbeits- und Sozialminister ins Kabinett von Hannelore Kraft gewechselt war.
Meyer-Lauber, Chef der kleinen Lehrergewerkschaft GEW, war der einzige Kandidat auf der Bezirkskonferenz. Der Gesamtschullehrer aus Hagen erhielt 72 von 91 Stimmen (79 Prozent). Zum Vergleich: Der unter den Gewerkschaftern populäre Guntram Schneider kam im Frühjahr bei seiner Wiederwahl auf 88 Prozent. Meyer-Lauber war unter anderem Wunschkandidat der IG Metall.
Er hob in seiner „Bewerbungsrede“ das Thema Bildung hervor. Er wolle sich als DGB-Landesvorsitzender vor allem um Chancengleicheit bemühen. „Wir haben im Bildungssystem kein Migrantenproblem. Das Problem ist die soziale Ungleichheit im Land“, sagte der Sozialdemokrat. Und die Kinder von Arbeitern und sozial Schwächeren seien nach wie vor benachteiligt. Jeder Jugendliche habe ein Recht auf Ausbildung
Vom Aufschwung müssten nun, angesichts einer „haarsträubend ungerechten Verteilung von Einkommen und Vermögen“ alle profitieren: „Es muss kräftige Lohnerhöhungen geben, und Vermögende müssen angemessen besteuert werden. Deutschland darf kein Niedriglohnland für Reiche sein.“