Berlin. .

Der Fall Sarrazin bringt Bundespräsident Christian Wulff in Erklärungsnöte. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) berichtet, riss das Präsidialamt die Verhandlungen mit Thilo Sarrazin an sich und „diktierte` die Bedingungen für dessen Rückzug aus der Bundesbank. Sarrazin – Bundesbank-Vorstand und SPD-Mitglied – war wegen Äußerungen zu Migranten und Juden in die Kritik geraten.

Wulff geriet am Mittwoch unter Druck – sein Amt hatte stets auf die Vertragsparteien verwiesen, auf die Bank und Sarrazin. Nun sieht es so aus, als habe Wulff erst Einfluss genommen und dann seine Rolle heruntergespielt. Das Präsidialamt wies den Bericht zurück und beharrte darauf, nur zwischen der Bank und ihrem Vorstandsmitglied vermittelt zu haben. Die FAZ hatte zuvor berichtet, Wulff habe mehr Einfluss auf die Bundesbank genommen als bisher bekannt. Demnach haben der Anwalt Sarrazins und drei Vertreter des Präsidialamts die wichtigsten Bedingungen ausgehandelt. Dazu zählten etwa die Rücknahme des Antrags auf Entlassung sowie der Anspruch auf eine ungekürzte Pension.

Selbst der Pressetext, den die Bundesbank am nächsten Tag veröffentlichte, soll laut „FAZ“ in wesentlichen Teilen in dieser Sitzung diktiert worden sein.

Der Leiter des Präsidialamts, Lothar Hagebölling, der die Gespräche persönlich führte, sieht sich hingegen nur als Mediator. Darunter versteht er, „dass beide Seiten angehört wurden und Zeit und Gelegenheit hatten, Lösungsansätze zu beraten.“ Die zwischen der Bundesbank und Sarrazin erzielte Einigung spiegele den Willen beider Verhandlungspartner wider, betonte er.

Sarrazin stellte seinen Rückzug derweil als Entgegenkommen dar. „Wäre ich stur geblieben, hätte das den Bundespräsidenten – weil er sich so weit vorgewagt hatte – und das Staatsamt beschädigt.“ Das habe er, Sarrazin, allerdings nicht gewollt.

Derweil holt der Fall Sarrazin auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ein. Nach dem Bundesbank-Gesetz bedürfen Verträge über Ruhegehälter der Zustimmung der Regierung. Das letzte Wort fällt im Kabinett Merkel.