Wenn der Handel ungelernten Menschen mit Aushilfsjobs eine Chance gibt, selbst Geld zu verdienen, ist das zu begrüßen. Geringqualifizierte haben es ohnehin schwer auf dem Arbeitsmarkt. Der Lohn dafür muss aber angemessen sein. 573 Euro netto für 110 Stunden im Dienst von S. Oliver unterschreiten die Grenze dessen, was gemeinhin als gerecht und anständig gilt.
Wer fast eine volle Stelle ausfüllt, muss dafür auch so viel Geld erhalten, dass er damit einigermaßen über die Runden kommt. 573 Euro reichen zum Leben nicht aus. Da hilft es den jungen Mitarbeiterinnen auch nicht, dass sie im zweiten Jahr als Aushilfen womöglich die Aussicht auf ein paar Euro mehr haben können. 6,50 Euro sind schlichtweg zu wenig. Zumal es der Modebranche gut geht. Im ersten Halbjahr 2010 machte sie ein Umsatzplus von drei Prozent.
Der Druck, den Beschäftigte, Gewerkschaften und Medien aufgebaut haben, führt allmählich zum Erfolg. Die Ketten können sich auf Dauer negative Schlagzeilen nicht erlauben. Und so preschte der Textildiscounter Kik vor und kündigte einen Basislohn von 7,50 Euro ab Oktober an. Der Handelsverband will im Frühjahr 2011 mit einem tariflichen Mindestlohn für den gesamten Handel nachziehen. Er ist längst überfällig.