Der Fall Dominik Brunner, er hat das Land bewegt. Für Wochen, Monate, an mehr ist im täglichen Nachrichtenfluss und in einer Zeit permanenter Reizüberflutung ja kaum noch zu denken. Der Geschäftsmann aus München, totgeprügelt von zwei jungen Männern, wurde zur Symbolfigur für Zivilcourage.
Dass der Richter die beiden Täter nun mit den nahezu härtestmöglichen Strafen ins Gefängnis schickte, musste man trotzdem nicht zwangsläufig erwarten. Denn der Prozess ließ Zweifel aufkommen, ob das plumpe Gut-Böse-Schema funktioniert. Immerhin hatte Brunner zuerst zugeschlagen und war an einem Herzanfall gestorben. Auch widersprachen sich Zeugen fortlaufend, über 50 wurden gehört. Nicht leicht, sich in einem von so vielen Emotionen begleiteten Verfahren klarzumachen, wer da über die verlässlicheren Erinnerungen verfügte.
Das Drama hat vor einem Jahr den üblichen Reflex in der Republik ausgelöst: Was hätte ich in seiner Situation getan? Eine Frage, mit der man sich schneller konfrontiert sieht, als einem lieb sein kann. Und auf die vermutlich auch nach Solln und nach all den Sonntagsreden viele keine andere Antwort gäben als vorher. Oder hat sich in unseren Köpfen doch etwas getan? Es wäre ein Trost.