Berlin..

Unternehmerverbände fordern weniger Jahresurlaub für Arbeitnehmer. Eine oder zwei Wochen sollten gekürzt werden, „um den Aufschwung zu unterstützen“. Vor einem Jahr preschte schon mal ein Verband vor - da ging es nur um einen Tag. Der Krise wegen.

Deutsche Unternehmen haben es schon schwer. Solange es hierzulande noch Beschäftigte gibt, machen die doch argen Kummer: Zu oft krank sind sie, sagt Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft. Und zu viel Urlaub haben sie. Meint Ohoven auch - und ist da mit seiner Kollegin Ursula Frerichs vom Unternehmerverband mittelständische Wirtschaft der gleichen Ansicht: Weniger Urlaub muss her, fordern beide in einem Medienbericht. Und zwar gleich wochenweise.

Deutsche Arbeitnehmer sollen nach dem Willen des Unternehmerverbands mittelständische Wirtschaft (UMW) künftig zwei Wochen Urlaub weniger pro Jahr machen. Vorstandschefin Ursula Frerichs sagte der „Bild“-Zeitung (Freitagausgabe): „Sechs Wochen sind zu viel, vier Wochen reichen völlig aus.“

Frerichs begründete die Forderung damit, dass Deutschland bei den Urlaubstagen weltweit an der Spitze läge und die Beschäftigten im Verhältnis zu anderen Ländern immer noch doppelt so viele freie Tage hätten. „Wir müssen unsere Besitzstände zurückschrauben, könnten die Vier-Wochen-Regelung 2011 auf Probe einführen, um den Aufschwung zu unterstützen“, sagte Frerichs.

„Deutschland ist Urlaubs-Europameister“

Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) ist ebenfalls für eine zeitweise Absenkung des Urlaubsanspruchs - allerdings nur auf fünf Wochen. Das sei auch wegen des akuten Fachkräftemangels erforderlich, argumentiert BVMW-Präsident Mario Ohoven. „Bild.de“ sagte er: „Deutschland ist mit 40,5 bezahlten freien Tagen Urlaubs-Europameister. Dazu kommen noch Krankheitstage, die die Unternehmen belasten. Der Mittelstand hat jetzt wieder volle Auftragsbücher, da wird jeder gebraucht. Deshalb sollte zur Sicherung des Aufschwungs der bezahlte Urlaub momentan auf fünf Wochen beschränkt bleiben.“ Darüber hinaus gehende Ansprüche könnten auf einem Arbeitszeitkonto geparkt und zum Beispiel bei schlechter Auftragslage abgegolten werden.

Vor einem Jahr hatte Ohoven noch dafür plädiert, dass Arbeitnehmer freiwillig auf einen Urlaubstag verzichten. Ohoven damals: „Wer einen Urlaubstag opfert, sichert seinen Arbeitsplatz und er hilft Betrieben, die Krise besser zu überstehen“.

Kritik kommt von der Linken

Die Linke hat den Vorstoß abgelehnt. „Wer solche Vorschläge unterbreitet, ist ganz offensichtlich urlaubsreif“, sagte die stellvertretende Parteivorsitzende Katja Kipping am Freitag in Berlin. Kipping warnte davor, „mit solchen Tricks schon wieder die Beschäftigten zur Kasse zu bitten“. Ferner werde die gesellschaftliche Bedeutung des Urlaubs als Zeit für die Familien außer Acht gelassen. Und schließlich sei der Urlaub in einer Gesellschaft, in der stressbedingte Erkrankungen zunehmen, ein wichtiger Beitrag zur Prävention, argumentierte die Linke-Politikerin.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) verwies darauf, dass die Beschäftigten in der Vergangenheit mit einer Verlängerung ihres Urlaubsanspruchs auf höhere Löhne verzichtet hätten, erklärte DGB-Vorstandsmitglied Claus Matecki. Die Beschäftigten hätten dabei „sowohl den kulturellen als auch den größeren Erholungseffekt eines längeren Urlaubs bevorzugt“.

Warnung vor Umsatzeinbußen in der Tourismusbranche

Die Arbeitsgruppe Tourismus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion sorgt sich derweil um die Einnahmen von Hoteliers und Gastronomen. „Eine Kürzung des Urlaubsanspruchs würde zu massiven Umsatzrückgängen in der deutschen Tourismuswirtschaft führen“, sagte die Bundestagsabgeordnete Marlene Mortler. „Die Tourismusbranche ist mit 2,8 Mio. Beschäftigten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Deutschland, den wir nicht schlechtreden sollten. Wer Urlaub macht, sichert auch Arbeitsplätze, und die allermeisten davon in Deutschland.“ (mit afp, ddp)