Essen. Die Angst um den Euro treibt viele Menschen dazu, Geld in Euro zu investieren. Doch Experten sehen die Investition ins Edelmetall kritisch.

Es hätte bereits Christi Himmelfahrt passieren können, nun rückt das kommende Pfingstwochenende in den Blick: als Zeitpunkt für die Rückkehr zur guten alten Mark.

Dass sie kommt, ist für den Verfasser eines achtseitigen Dokuments mit dem Titel „Die Währungsreform naht” ausgemachte Sache. Und er meint sogar zu wissen, dass die Geldschein-Erstausstattungsmenge von bis zu 10 000 Tonnen nicht nur bereits gedruckt, sondern schon zu den Punkten der ersten Verteilstufe transportiert worden ist.

Nun ist weder der Autor bekannt, noch ist die Internetseite „www.hartgeld.com” jemals als seriöse Informationsquelle in Erscheinung getreten, trotzdem gibt es offenbar Menschen, die dieses Szenario für bare Münze genommen haben.

Denn just wegen dieser kruden Theorie suchte ein verunsicherter Käufer beim Internethandel „www.westgold.de“ sein Heil im Edelmetall, wie Geschäftsführer Martin Siegel erzählt. Dieser Käufer ist längst nicht der einzige. Mit Beginn der Griechenlandkrise sei die Nachfrage eskaliert. Die Folge: Vor einer Woche stand hinter der Mehrzahl der Produkte ein Wörtchen: ausverkauft. Siegel: „Das lag nicht daran, dass wir zu wenig Ware auf Lager haben, die Nachfrage war dreimal so hoch wie zu normalen Zeiten.”

Auch die Produktionsstätten spüren das leichte Goldfieber. Thomas Weiß, Leiter des Edelmetallhandels bei der Degussa AG in Pforzheim, sieht als Ursachen ebenfalls die Zweifel, ob Griechenland seine Schuldenprobleme in den Griff bekommt. „Das treibt viele Anleger und Investoren in den sicheren Hafen Gold.”

Von einer steigenden Nachfrage berichtet auch der Sparkassenverband Westfalen-Lippe. „Wir sehen einen sehr starken Informationsbedarf, auch wenn nicht sofort gekauft wird”, so Sprecher Andreas Löbbe. Allerdings gebe es auch den Fall eines Kunden, der drei Millionen Euro in Gold umgesetzt hat. Wie der Tausch in Barren oder Münzen vollzogen worden ist, bleibt selbstverständlich Bankgeheimnis. Dass man das Gold unmittelbar ausgehändigt bekommt, sei aber der Ausnahmefall, so Löbbe.

„Sparkassen bestellen ihr Gold bei der Westdeutschen Landesbank, da kann es zu Wartezeiten von drei bis vier Wochen kommen. Dies ziehe kein Risiko für den Kunden nach sich. „Er zahlt den Kurs vom Tag der Bestellung.”

Zu bedenken sei außerdem, dass beim Kauf Provisionen für die Bank anfallen, ein Schließfach verursache Kosten. „Deshalb ist der Kauf von Gold nicht so lohnenswert wie er auf den ersten Blick aussieht”, so Löbbe.

Privatanleger können nicht nur physisches Gold in Form von Barren oder Münzen kaufen, sondern auch Anteile an so genannten ETF-Fonds zeichnen, die wiederum Gold in physischer Form halten. Der Wert der Papiere orientiert sich am Goldpreis, die Papiere werden ins Depot gelegt, wo sie sicher verwahrt werden.

Der weltgrößte ETF-Fonds soll allein aufgrund der starken Nachfrage nach seinen Anteilen seit Anfang Mai rund 70 Tonnen Gold erworben haben. Allerdings: Bei der Investition in einen Fonds werden Verwaltungsgebühren fällig.

Die Deutschen tauschen Euro in alle Währungen

Bei allen Goldanlagen gilt: Sie bringen keine laufenden Erträge und werfen keine Zinsen ab. Der frühere Deutsche Bank-Chef Hilmar Kopper hält deshalb wenig vom wichtigsten Edelmetall. „Gold hat keinen Nutzen, abgesehen von Schmuck.”

Anleger schielen angesichts der Finanzkrise im Übrigen längst nicht nur auf Gold, wie die Reisebank berichtet. Auch die Nachfrage nach ausländischem Bargeld sei so stark wie selten zuvor. Zeitweise seien der Schweizer Franken, die norwegische und die schwedische Krone nahezu ausverkauft gewesen.

„Die Kunden tauschen ihre Euros momentan in alle Währungen, die ihnen sicherer vorkommen als der Euro. Auch der Dollar erfährt eine gesteigerte Nachfrage”, schildert Reisebank-Chefhändler Christof Wilms seine jüngsten Erfahrungen.