Berlin. .

Als nichts mehr zu gehen scheint, greift Angela Merkel (CDU) zum Handy. Können wir reden, fragt sie SPD-Chef Sigmar Gabriel. Kurz zuvor hat Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier (SPD) angekündigt, dass die Sozialdemokraten dem milliardenschweren Griechenland-Rettungspaket wohl nicht zustimmen werden.

In zähen Verhandlungen versuchen CDU/CSU und FDP den ganzen Donnerstag über, die SPD doch noch ins Boot zu holen. Denn drei Tage vor der NRW-Wahl sind die Reihen bei der Union für das öffentlich so umstrittene Griechenlandpaket nicht geschlossen. Beim Werben um die SPD überschlagen sich die Ereignisse auf der Fraktionsebene des Reichstags, wo sich alle Parteien außer der Linken beraten haben. Kurz nach neun Uhr verschwindet Merkel mit den Fraktions- und Parteichefs von FDP und SPD in einem Nebenraum. Die Grünen spielen zu diesem Zeitpunkt nur noch eine Nebenrolle. Sie haben beschlossen, dem Gesetz mit großer Mehrheit heute zuzustimmen.

Hinter verschlossenen Türen verhandeln die Parteispitzen, vor den Kameras macht der CSU-Abgeordnete Peter Gauweiler seinem Unmut Luft. Das Hilfspaket bringe Griechenland nichts. „Die politische Klasse wird nur wieder mit der Droge Kredit versorgt.“ Neben Gauweiler wolle auch der CDU-Abgeordnete Klaus-Peter Willsch gegen das Gesetz stimmen, heißt es. Dafür wiederum sei nun Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) mit im Boot. FDP-Mann Frank Schäffler bekräftigt derweil erneut, dass er dem Gesetz nicht zustimmt.

Nach dem 45-minütigen Spitzengespräch deutet sich ein Kompromiss an. „Ein Tabu scheint gebrochen“, meint Steinmeier. Die Koalition sei nun bereit, die Finanzmärkte stärker zu beteiligen, ergänzt Gabriel. In dem Gespräch hat Merkel, so scheint es, der SPD ihr letztes Lockmittel zur Zustimmung für das Rettungspaket schmackhaft gemacht. Demnach soll die gemeinsame Resolution, die Forderung des Internationalen Währungsfonds nach einer „Finance Activity Tax“ enthalten. Sie besteuert die Gewinne und Bonuszahlungen von Finanzinstituten. Diese Steuer will Merkel in einem Prüfauftrag verpacken. Auf diese Idee haben sich Kanzlerin und Vizekanzler verständigt, nachdem die Fraktionschefs von Union, FDP und Grünen am Mittwoch vergeblich nach einem Konsens suchten.

Gegen Mittag rückt die gemeinsame Resolution wieder in weite Ferne. Teile der SPD befürchten, von der Kanzlerin mit einem wachsweichen Prüfauftrag über den Tisch gezogen zu werden. SPD-Chef Gabriel stellt erneut klar, dass seine Partei an der Finanzmarkttransaktionssteuer festhält. Das Feilschen geht weiter.