In der Präambel des Grundgesetzes ist von der „Verantwortung vor Gott und den Menschen“ die Rede, aus deren Kraft das Deutsche Volk dem Frieden dienen werde und sich dieses demokratische Fundament geschaffen habe.

Welcher Gott gemeint ist, wird ganz richtig nicht präzisiert. Ebenfalls nicht in der Eidesformel des Artikel 56. Es spielt auch keine Rolle. Aygül Özkan hat mit ihrem Amtseid, den sie mit dem Gottesbezug schloss, die Geltung des Grundgesetzes in einem sich wandelnden Land bewiesen. Deutschland ist ein multi-religiöses, multi-ethnisches Land geworden, was sich mit unserer demokratischen Basis vereinbaren lässt. Dies gezeigt zu haben, ist das Verdienst einer Muslimin. Damit hat sie mehr zur Integration und zum religiösen Dialog beigetragen als manche Christen, die es störte, dass eine Muslimin die religiöse Eidesformel wählte. Was wiederum Muslime irritierte.

Özkan bezog sich auf Gott, und sie tat es mit Bedacht. Sie berief sich auf den Gott der drei großen monotheistischen Religionen. Damit betont sie die Gemeinsamkeiten und bekennt, dass sie sich in ihrer Tätigkeit in der Verantwortung vor Gott sieht. Wer immer den Eid ablegt, ob Jude, Christ oder Moslem, tut dies in seinem persönlichen Glauben. Und das ist zu respektieren.