Essen.

Aygül Özkan (CDU) ist als erste muslimische Ministerin in Deutschland vereidigt worden. Sie schloss ihren Amtseid mit „So wahr mir Gott helfe“. Die Gottesformel beziehe sich auf den einen Gott, der Christen, Muslimen und Juden gemeinsam sei, erklärte dazu das niedersächsische Sozialministerium.

Özkan hatte mit ihrer Forderung, Kruzifixe und Kopftücher nicht in Schulen zuzulassen, eine heftige Debatte ausgelöst. „Religiöse Symbole sollen im öffentlichen Raum sichtbar bleiben“, sagte der Vorsitzende des Zentralrates des Muslime in Deutschland (ZMD), Ayyub Axel Köhler, der WAZ. Deutschland sei „zutiefst geprägt durch die christliche Religion“, da müsse das selbstverständlich sein. Auch Kopftücher müssten respekiert werden. „Wir sind doch kein Christenstaat“, kritisierte ZMD-Generalsekretär Aiman Mazyek gegenüber dem „Tagesspiegel“ die Kruzifix-Debatte in der Union.

Muslime wie der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, glauben hingegen, dass Özkan eine Wahrheit ausgesprochen hat: „Mit der Ansicht, dass Kruzifixe nicht in Schulen gehören, bewegt sie sich auf dem Boden der Verfassung. Warum wird das als ,Untergang des Abendlandes’ verteufelt? Wir sollten nicht auf dem Rücken einer muslimischen Ministerin einen Kulturkampf anzetteln“, sagt Kolat zur WAZ. „Auch sollten Lehrerinnen kein Kopftuch tragen. Wer sich für diesen Beruf entscheidet, muss Regeln beachten.“

„Lasst uns gelassen bleiben“, sagt Ali Toprak von der Alevitischen Gemeinde Deutschland. „Das Kreuz ist hier ein religiöses und kulturelles Symbol. Nicht-Christen sollten das respektieren.“ Dennoch sei die Frage erlaubt, ob der Staat in seinen Gebäuden neutral bleiben sollte. Von Kopftüchern in Schulen hält Toprak nichts: „Das ist auch ein politisches Symbol von Islamisten.“

Für Stephan Kramer, Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, widersprechen Kruzifixe in öffentlichen Schulen der Verfassung, die ein gleichberechtigtes Nebeneinander der Religionen garantiere. „Wer Pluralität für sich in Anspruch nimmt, darf nicht eine Religion bevorzugen. Privat schon, aber nicht als Ministerpräsident, wie es Herr Wulff getan hat. Und wir müssen auch Ungläubige respektieren,“ betonte Kramer.