Berlin. .
Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger fordert zum Auftakt des Runden Tisches eine schnelle Aufarbeitung der Missbrauchsfälle. Der Runde Tisch will über Verjährungsfristen, Führungszeugnisse und eine generelle Anzeigepflicht reden sowie Präventionskonzepte erarbeiten.
Zum Auftakt des Runden Tisches der Bundesregierung gegen Kindesmissbrauch hat Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) an die Teilnehmer appelliert, nach schnellen Antworten zu suchen. „Der institutionalisierte Dialog über Prävention und Aufarbeitung sollte mit großer Ernsthaftigkeit, jenseits parteipolitischer Interessen geführt werden“, sagte die Ministerin dem „Hamburger Abendblatt“ (Freitagausgabe). Vor allem die Fragen der Aufarbeitung würden „gründlicher und schneller Antworten“ bedürfen. Dem Auftakt werde ein ehrgeiziger Fahrplan folgen.
Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Christine Bergmann, hob das Recht jedes Kindes auf eine gewaltfreie Erziehung und auf Schutz vor sexuellem Missbrauch hervor. Der Runde Tisch werde über Verjährungsfristen, Führungszeugnisse und eine generelle Anzeigepflicht reden und Präventionskonzepte erarbeiten. Es gehe keineswegs nur um Vergangenheitsbewältigung, sagte Bergmann der „Berliner Zeitung“. „Es geht auch darum zu sagen, was passiert eigentlich heute? Wo braucht es mehr Fortbildung, mehr Beratung, mehr Angebote?“. Bergmann erwarte von den Teilnehmern des Runden Tisches verbindliche finanzielle Zusagen. Auch mit materiellen Entschädigungen für die Betroffenen werde man sich befassen. Dabei gehe es nicht nur um Geldzahlungen, sondern auch um konkrete Hilfen wie Psychotherapien.
Kristina Schröder fordert erweiterte Führungszeugnisse
Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) erwartet einen Auftrag zur Selbstüberprüfung von Institutionen. Ein Ergebnis könnte es sein, dass „betroffene Institutionen kirchlicher oder säkularer Art“ selbst zu überprüfen hätten, ob es bei ihnen „Missbrauch in irgendeiner Form“ gegeben habe, sagte Schröder am Donnerstag in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“. Die Ministerin erneuerte zugleich ihre Forderungen nach einem erweiterten Führungszeugnis. Die Überlegung sei, ein solches Zeugnis „zwingend“ von jedem zu verlangen, der mit Kindern und Jugendlichen arbeiten wolle.
Der Runde Tisch wird von Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger, Familienministerin Kristina Schröder (CDU) und Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) geleitet. Er wurde ins Leben gerufen, nachdem in katholischen und anderen Einrichtungen wie der renommierten Odenwaldschule in Hessen etliche Missbrauchsfälle bekannt geworden waren. (ddp)