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Eyjafjallajöküll legt Europa lahm. Die Aschewolke des auf Island ausgebrochenen Vulkans treibt quer über den Kontinent. 60 Prozent aller Flüge – 17 000 Starts und Landungen – fanden gestern nicht statt. Es ist das größte Luftverkehrs-Chaos seit den Terroranschlägen des 11. September 2001.
Fast alle deutschen Flughäfen blieben bis zum Abend gesperrt. München war tagsüber die große Ausnahme. Über Nacht galt in Deutschland weitgehend Flugverbot – wie in zwölf anderen europäischen Ländern. Unklar ist, wie es heute weiter geht.
„Wir können nicht sagen, wann An- und Abflüge wieder möglich sind“, sagt die Deutsche Flugsicherung. Auch eine Sperrung über mehrere Tage ist möglich. Die Lufthansa hat bis heute 12 Uhr alle Europa-Flüge abgesagt. Dann will sie neu entscheiden.
Weltweit wirft die Naturkatastrophe Hunderttausende von Reiseplänen über den Haufen. Nicht nur Urlauber und Geschäftsreisende stranden in den Terminals. Große internationale Ereignisse sind betroffen.
Polen bleibt zwar dabei, dass die Trauerfeier für seinen beim Flugzeugabsturz umgekommenen Präsidenten Lech Kaczynski und die anderen Opfer in Krakau stattfindet. Ob die für den Sonntag angesagten 80 ausländischen Staats- und Regierungschefs, darunter die Präsidenten Obama (USA) und Medwedew (Russland), jedoch das Land überhaupt erreichen können, ist völlig offen. Der Flughafen Krakau war gestern gesperrt. Und jeder zweite Transatlantikflug fällt derzeit aus, sagt die europäische Luftsicherheitsbehörde Europol.
Schmerzlich gemerkt hat das Bundeskanzlerin Angela Merkel. Ihrem Bundeswehr-Airbus wurde auf dem Rückweg aus den USA der Einflug in den deutschen Luftraum untersagt. Gegen 16.30 Uhr musste die Maschine auf dem Lissabonner Flughafen außerplanmäßig landen. Dort werden Merkel und ihre Begleiter zumindest bis heute bleiben müssen. Auch die Rückführung der vier in Afghanistan getöteten deutschen Soldaten und ihrer schwer verletzten Kameraden in deutsche Bundeswehr-Krankenhäuser verzögert sich. Eine Ministerkonferenz der EU in Finnland fiel schon aus.
Schöner Sonnenaufgang
In Island lässt die Intensität des Vulkanausbruchs zwar nach. Anlieger können in ihre Dörfer zurückkehren. Sogar der Flughafen Rejkjavik ist erreichbar. Dennoch entweicht nach wie vor Asche aus dem Gletscher.
Offenbar sind die Gefahren der Aschewolke für die menschliche Gesundheit beherrschbar. In dem am stärksten von dem Ascheregen betroffenen Großbritannien gilt zwar die Empfehlung, dass Asthmatiker keine schweren körperlichen Anstrengungen unternehmen sollen. Für Deutschland liegt aber keine Gefährdung vor.
Dafür rechnet das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Pfaffenhofen, das die Vulkantätigkeit auf Island per Satellit beobachtet, mit schönen Naturerscheinungen. „Die feinen Rußpartikel brechen das Sonnenlicht. Morgenrot und Abendrot werden dadurch sehr eindrucksvoll in den nächsten Tagen“, sagt Wissenschaftler Michael Bittner.