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Er sagt, dass Multikulti gescheitert ist, aber er findet sich nicht damit ab. Vielen in seiner SPD ist er damit gleich zwei Schritte voraus. Dafür wird er jetzt mit dem Gustav-Heinemann-Preis geehrt – ob das Heinemann recht wäre?

Heinz Buschkowsky ist ein Mann klarer Worte. Als Bezirksbürgermeister im Berliner Stadtteil Neukölln, einem sozialen Brennpunkt mit dem höchsten Zuwanderer-Anteil in der Hauptstadt, äußert sich der Sozialdemokrat regelmäßig zu den Themen Integration und Prekariat. Er sagt dann Sätze wie „Multikulti ist gescheitert”, mokiert sich über „Gutmenschen”, spricht unverhohlen von einer „Parallelgesellschaft”, in der viele Migranten lebten. Staatliche Hilfe, so sein Leitspruch, muss mit Eigeninitiative einhergehen. Einer von Buschkowskys Lieblingssätzen lautet: „Kommt das Kind nicht in die Schule, kommt das Kindergeld nicht aufs Konto.”

„Realitäten anerkennen“

Solche Äußerungen gefallen nicht jedem, auch in der SPD stoßen die Äußerungen, die bundesweit für Schlagzeilen sorgten und den 61-Jährigen zum „bekanntesten Bezirksbürgermeister Deutschlands” machten, nicht immer auf Gegenliebe. Umso überraschender ist es, dass die SPD ihm am Montag den von der Partei gestifteten Gustav-Heinemann-Bürgerpreis verleiht.

SPD-Chef Sigmar Gabriel selbst will Buschkowsky den Ehrenpreis überreichen und die Laudatio halten. „Realitäten anerkennen, aber sich nicht mit ihnen abfinden, sondern die Dinge zum Guten verändern, das ist sein Credo”, heißt es über Buschkowsky in der Verleihungsurkunde.

Lieber renovieren als diskutieren

Ein Satz, den auch Dr. Peter Heinemann ohne Einschränkung unterschreiben könnte. Der Essener Jurist ist Sohn des früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann, des Namensgebers des Bürgerpreises. „Heinz Buschkowsky spricht eine deutliche Sprache, und das ist genau im Sinne meines Vaters”, sagt der 74-Jährige. Und: „Er ist keiner, der ausgrenzt. Ihm geht es nicht, wie manchem anderen Politiker, um die Provokation. Buschkowsky zieht praktische Konsequenzen aus seinen Worten.”

Schon als Juso half Heinz Buschkowsky lieber bei der Renovierung von Jugendfreizeitheimen, als über Resolutionen zur Abschaffung der Großbanken zu diskutieren. Als Neuköllner Bezirksbürgermeister entwickelte er eine Reihe von Projekten, die nicht selten über Berlin hinaus Beachtung fanden.

Projekt Stadtteilmütter

„Beispielhaft finde ich sein Projekt der Stadtteilmütter”, sagt Peter Heinemann. Die Idee: Frauen mit Migrationshintergrund kümmern sich nach einer kurzen Schulung um Familien, bei denen es mit der Integration hapert. Regelmäßig kommt die Stadtteilmutter ins Haus, vermittelt Informationen über Schule, Gesundheit, Ernährung, die deutsche Kultur. „Das zeigt”, lobt Heinemann, „dass Heinz Buschkowsky nicht nur redet, sondern handelt.”