Münster.
. Die parteipolitische Heimatlosigkeit scheint Wolfgang Clement gut zu bekommen. In Münster rechnete er im „liberalen Forum“ mit seinen einstigen Regierungspartnern ab.
Gebräunt, in aufgeräumter Stimmung und im Nadelstreifen-Anzug steht der frühere Ministerpräsident und Bundeswirtschaftsminister im „liberalen Forum“ in Münster und diskutiert mit dem FDP-Bundestagsabgeordneten Daniel Bahr in erkennbarer Rauflust. Seit der bald 70-Jährige das SPD-Parteibuch hinwarf, scheint er froh, Sprachregelungen und Denkverbote des aktiven Politikerlebens hinter sich zu haben.
Drei Wochen vor der Landtagswahl geht er vor allem mit seinen ehemaligen Regierungsfarben Rot und Grün hart ins Gericht. Es sei „unvorstellbar, dass sich die SPD auch nur in die Nähe der Linken begibt“, wettert er. Der Hamburger Ex-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi habe Recht, wenn er der SPD bei fortgesetztem Linkskurs den Untergang prophezeie. Es sei falsch, so Clement, dass SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft „nicht klar sagt, die Linke ist für uns kein Partner“.
Angriffslustig blitzen Clements Augen hinter der randlosen Brille, wenn er vor einer Rückkehr der Grünen an die Düsseldorfer Schalthebel der Macht warnt: Er könne aus Erfahrung „nicht empfehlen, die Grünen in die Regierung zu holen“. Die Öko-Partei sieht er als Technik- und Industriebremse. Johannes Rau habe „ungeheure Weitsicht“ bewiesen, als er in den 90er Jahren bereits raunte: „Lieber ein Haus im Grünen als die Grünen im Haus.“
Wohltatenpolitik
Die Reformagenda des Rentners Clement lässt die marktliberalen Herzen im überfüllten Saal aufgehen: Das Rentenalter sollte über 67 hinaus steigen, die Bundesländer-Zahl halbiert werden, das Beamtenrecht gestutzt, die Haushalte gehörten hart saniert, und den Atomausstieg hält er nachträglich für einen Fehler. Die Bemühungen von Jürgen Rüttgers (CDU) um Abmilderung der Hartz-Reformen bucht er unter Wohltatenpolitik ab. Dem FDP-Publikum rät er väterlich: „Lassen Sie sich das nicht einreden.“