Düsseldorf. .
„Etwas aufgeregt” sei sie schon, gab Zülfiye Kaykin unumwunden zu, als sie im Landtag den Journalisten vorgestellt wurde. Doch das sollte sich bald legen. Mit jedem Satz, den die 41-Jährige über Integration und das „Einwanderungsland” NRW sagte, gewann sie spürbar an Sicherheit.
Integration ist das Spezialfeld der Duisburgerin, das sie im Falle eines SPD-Erfolgs bei der Landtagswahl womöglich als Ministerin beackern wird.
Keine Nischenpolitik
Über Zuschnitte künftiger Ressorts mochte SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft, die gestern Kaykin nach DGB-Landeschef Guntram Schneider als zweites Mitglied ihres „Zukunftsteams” präsentierte, nicht spekulieren. Klar wurde aber, dass sowohl Kraft als auch die türkischstämmige Migrantin mit deutschem Pass die Eingliederung von Zuwanderern als Querschnittsaufgabe ansehen. „Integration darf keine Nischenpolitik sein”, sagte Kaykin. Sie scheute sich auf Nachfrage auch nicht, dem amtierenden Minister Armin Laschet (CDU) gute „Ansätze” zu bescheinigen. „Er ist auf dem richtigen Weg”, sagte sie.
Dass Laschets Positionen von seiner eigenen Parteibasis längst nicht immer mitgetragen würden, schob Kaykin, die seit 1994 der SPD angehört, noch schnell nach. Seit 2005 arbeitet sie als hauptamtliche Geschäftsführerin der Ditib-Bildungs- und Begegnungsstätte in der Merkez-Moschee in Duisburg-Marxloh. Über die Mutter zweier Söhne und gelernte Verkäuferin heißt es, sie habe sich erfolgreich für den friedlichen Aufbau der größten deutschen Moschee engagiert. Vor drei Jahren erhielt sie den Verdienstorden der Bundesrepublik.
Für Kopftuchverbot
Schlüssel zur Integration ist für Zülfiye Kaykin vor allem eine größere soziale Teilhabe der Zuwanderer. Sie setzt sich dafür ein, im öffentlichen Dienst mehr Migranten zu beschäftigen. Der Forderung des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan, in Deutschland türkische Schulen einzurichten, mochte sie sich nicht anschließen. Auch das in Nordrhein-Westfalen vor Jahren eingeführte, umstrittene Kopftuchverbot für muslimische Lehrerinnen stellte sie nicht in Frage, meinte aber: „Das sollte die persönliche Entscheidung bleiben.”
Kraft nutzte den Auftritt, um sich in der Integrationspolitik von der CDU abzugrenzen. Neben Kaykin, einer Migrantin und Fachfrau für „interkulturellen Dialog” in ihrem Team, kandidieren sechs Zuwanderer auf der SPD-Liste für den Landtag. Neben der doppelten Staatsbürgerschaft forderte die SPD-Landeschefin bei Kommunalwahlen erneut ein umfassendes Ausländerwahlrecht.