Daressalam/Kapstadt.

Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel reist derzeit mit Außenminister Guido Westerwelle durch Afrika. Es ist eine Reise, auf der Niebel punkten kann - wenn es nicht gerade ums Tanzen geht.

Für einige Momente kam Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) aus dem Takt. Mit gequältem Lächeln klatschte er unbeholfen in seine massigen Hände, während eine Gruppe Jugendlicher in Kapstadts Armutsviertel Khayelitsha ihm zu Ehren sang und sich dazu rhythmisch bewegte. „Das ist fast wie Tanzen“, seufzte Niebel, der zuvor wissen ließ, dass er vieles mitmache – nur eben nicht tanzen.

Abgesehen von der missglückten Klatsch-Einlage hat Niebel auf der Reise nach Tansania, Südafrika und Djibouti im Tandem mit Außenminister Guido Westerwelle (FDP) seinen Rhythmus gefunden – und viele Schulterklopfer. Selbst Stefan Liebich (Linke) fand vieles von dem, was Niebel sagte, „grundsätzlich richtig“. Solange er nicht von der Kooperation zwischen Bundeswehr und Entwicklungshilfe spreche.

Hemdsärmeliger Minister

Anerkennung von der Linken? Niebel ein Experte? Vor wenigen Monaten klang das anders. Die Hilfsorganisationen brachte der hemdsärmelige Minister rasch gegen sich auf, indem er eine engere Verzahnung von Bundeswehr und Entwicklungshilfe in Afghanistan forderte. Das passende Bild dazu lieferte der einstige Fallschirmjäger auf seiner ersten Afrika-Reise, wo er mit verspiegelter Sonnenbrille und Bundeswehrmütze der Hitze trotze.

Die Kritiker sind inzwischen leiser geworden. Für seinen Plan, die drei großen staatlichen Entwicklungsorganisationen GTZ, DED und Invent zusammenzulegen, unterstützen ihn sogar die Betroffenen selbst. „37 Jahre Entwicklungspraktiker machen einen mehr oder weniger zum Fan der Fusion“, sagt Bergis Schmidt-Ehry von der GTZ, als sich Niebel in Tansanias Hafenstadt mit Hilfsorganisationen vor Ort trifft.

Mütze als Schweißtuch

Die Tage in Tansania und Südafrika – es sind gute Tage für Niebel. Faktensicher macht er den protokollarischen Unterschied zu Außenminister Westerwelle mehr als wett. Als Westerwelle gefragt wird, warum sich Deutschland nicht dafür einsetze, dass das Regionalquartier für Africom – das sind die amerikanischen Streitkräfte für Afrika – nicht nach Tansania verlegt wird, weiß der Außenminister keine Antwort. Niebel springt ein.

Während Westerwelle überwiegend in wohltemperierten Räumen debattiert, etwa mit Tansanias Präsident und Südafrikas Außenminister, schwitzt Niebel draußen in der Schwüle aus jeder Pore. Auf dem Fischmarkt in Tansanias Hafenstadt Daressalam informiert er sich über Projekte zur Aids-Prävention, lässt sich mit Kondomen beschenken und besucht Krankenhäuser. Mit dabei: die Bundeswehrmütze, die Niebel auf seiner ersten Afrika-Reise so viel Kritik eingebracht hat. Erst taugt sie ihm erst als eine Art Schweißtuch, dann zieht er sie auf. „Das lasse ich mir nicht nehmen.“