Düsseldorf.

Am Donnerstag jährt sich der Amoklauf eines Schülers in Winnenden. Seit dem tragischen Vorfall beklagen die Polizeibehörden in Nordrhein-Westfalen eine hohe Anzahl von Trittbrettfahrern und po­tenziellen Nachahmern.

Seit März 2009 wurden landesweit 778 Verdachtsfälle re­gistriert. Es kam zu 576 Strafverfahren, nur siebenmal ergaben sich jedoch ernsthafte An­haltspunkte für eine bevorstehende Gewalttat.

„Die Polizei geht mit ho­hem Fahndungsdruck gegen Trittbrettfahrer vor“, erklärte NRW-Innenminister Ingo Wolf der WAZ. Ankündigungen von Amokläufen seien schwerwiegende Straftaten, für die Geld- oder Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren verhängt werden könnten. Für ei­nen Fehlalarm oder makabren Schülerstreich verlange die Po­lizei unter Umständen Einsatzkosten bis zu 100 000 Euro zurück. Trotzdem mahnte Wolf eine „Kultur des Hinsehens“ an: „Wer Anzeichen für einen möglichen Amoklauf be­merkt, darf sich nicht scheuen, sofort die Polizei zu verständigen.“

Mehr Schulpsychologen

Seit den spektakulären Schüler-Amokläufen von Littleton und Erfurt hat die nordrhein-westfälische Polizei systematisch ihre Einsatzkonzepte überarbeitet. Mindestens einmal im Jahr wird die Bewältigung von komplexen Amoklagen trainiert. Seit 2007 ist beim Landeskriminalamt in Düsseldorf eine Internet-Wache eingerichtet. Dort gehen spezialisierte Polizisten Hinweisen auf Gewalttaten nach.

Die Landesregierung will die Krisenintervention an Schulen stärken. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) kündigte am Dienstag an, den Einsatz von Schulypsychologen in NRW auszuweiten. Man wolle sich dabei an Bayern orientieren, wo dem Be­reich der Schulpsychologie be­reits besondere Aufmerksamkeit geschenkt werde.