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Die Gewalt zwischen Muslimen und Christen in Nigeria eskaliert. In drei Dörfern wurden am Wochenende mehr als 500 Christen mit Macheten oder Äxten getötet und anschließend verbrannt. Der Vatikan ist alarmiert.

Mit einem nächtlichen Massaker mit hunderten Toten hat die Gewalt zwischen Christen und Muslimen in Nigeria einen traurigen Höhepunkt erreicht. In drei Dörfern wurden am Wochenende mehr als 500 Christen mit Macheten oder Äxten getötet und anschließend verbrannt, wie die Behörden am Montag mitteilten. Ein Sprecher des Vatikans bekundete „Schmerz und Besorgnis“ angesichts der „grausamen Gewalttaten“ in dem westafrikanischen Land.

„Die Menschen wurden mit Äxten, Dolchen und Macheten angegriffen - viele von ihnen Kinder, Alte und schwangere Frauen“, sagte ein Sprecher der Regierung in Lagos. Mehr als 200 Menschen würden im Krankenhaus von Jos behandelt, der Hauptstadt des zentralen Bundesstaates Plateau. In den drei Dörfern seien binnen drei Stunden mehr als 500 Menschen getötet worden, die Überlebenden würden jetzt ihre Toten begraben.

Ein Sprecher des Gouverneurs von Plateau, Dan Manjang, machte Hirten des muslimischen Nomadenvolks der Fulani für die Attacken verantwortlich. Die Behörden hätten 95 Menschen festgenommen. Einem Pressebericht zufolge waren es 300 bis 500 Angreifer.

Flüchtende blieben in Tierfallen hängen

Nach Angaben von Überlebenden aus dem Dorf Dogo Nahawa stürmten die Angreifer mitten in der Nacht zum Sonntag die Ortschaft, brannten die Hütten nieder und töteten die Einwohner auf brutalste Weise. Flüchtende Dorfbewohner hätten sich in Tierfallen und Fischernetzen verfangen, die von den Angreifern aufgestellt worden seien.

Zeitungen berichteten unter Berufung auf Augenzeugen, dass die muslimischen Bewohner per SMS vor dem dreistündigen Massaker gewarnt worden seien. Der Menschenrechtler Shamaki Gad Peter sprach nach einem Besuch in den drei Dörfern von einem „gut koordinierten Angriff“. Das Ausmaß der Zerstörung sei „enorm“, sagte er.

Westerwelle besorgt

Die Vereinigung der christlichen Stammesältesten in Plateau empörte sich, die Armee sei erst zwei Stunden nach dem Hilferuf der Bewohner von Dogo Nahawa eingetroffen. Zu diesem Zeitpunkt seien die Angreifer bereits wieder verschwunden gewesen. Die Regierung versetzte nach dem Angriff alle Sicherheitskräfte in Plateau und den angrenzenden Bundesstaaten in Alarmbereitschaft.

Der Menschenrechtler Shehu Sani bezeichnete das Massaker als Vergeltung für die religiös motivierte Gewalt in Jos, durch die im Januar mehr als 300 Menschen starben, die meisten von ihnen Muslime. Die Region um Jos liegt an der Nahtstelle zwischen dem mehrheitlich muslimischen Norden und dem christlich-animistisch geprägten Süden Nigerias und wird immer wieder von Zusammenstößen zwischen Christen und Muslimen erschüttert. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) zeigten sich sehr besorgt über die Gewalt und riefen alle Beteiligten zu äußerster Besonnenheit auf. (afp)