Düsseldorf. .

Monatelang hielt der Geduldsfaden, am Montag zur symbolischen Uhrzeit um kurz vor zwölf ist er gerissen: Ministerpräsident und CDU-Landeschef Jürgen Rüttgers hat seinen Generalsekretär Hendrik Wüst nach einer unvorstellbaren Pannen-Serie entlassen.

Obwohl gegenseitige Loyalität bei Rüttgers groß geschrieben wird, war Wüst nicht mehr zu halten. Was nutzte ein politisches Talent wie der 34-jährige Bocholter, das an guten Tagen durchaus als schneidiger Chef der „Abteilung Attacke“ taugt, wenn es sich permanent mit Affären selbst lähmt. Erst die Video-Überwachung von Oppositionsführerin Kraft, dann der Ärger um zuviel kassierte Krankenkassen-Zuschüsse, zwischendurch immer wieder Arbeitsgerichtstermine mit ehemaligen Parteizentralen-Mitarbeitern.

Die CDU-Kommandozentrale in der Düsseldorfer Wasserstraße funkte praktisch andauernd SOS. Und als Tiefpunkt schließlich der unsägliche Spendenbrief, der Rüttgers am Wochenende dem Verdacht aussetzte, für Geldgeber mietbar zu sein. „Rent a Rüttgers“ – das sorgsam gehegte Bild des Landesvaters, der sozial denkt, Orden um Orden verleiht und auch einstige SPD-Stammwähler anspricht, drohte durch Eseleien der jungen „Kampagneros“ um Wüst endgültig Schaden zu nehmen. Nein, mit diesen Begleitgeräuschen ließ sich am 10. April in Oberhausen kein kraftvoller Wahlkampfstart inszenieren. Deshalb der Befreiungsschlag elf Wochen vor dem bundesweit beachteten Urnengang. Rüttgers muss nun als Landesvorsitzender der CDU ganz schnell einen personellen Neuanfang organisieren, damit die Querelen der Partei nicht noch stärker auf seine Staatskanzlei übergreifen. Loyalität ist dabei wichtig, Professionalität aber mindestens ebenso.