Düsseldorf.

Der Präsident der Bundesärztekammer Jörg-Dietrich Hoppe fordert gesetzliche Festpreise auch für neue Medikamente. Zuvor hatte Gesundheitsminister Philipp Rösler angekündigt, Einsparungen bei den Arzneimittelkosten auch gegen den Willen der Industrie durchzusetzen.

In der Debatte um Einsparungen im Gesundheitswesen hat der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, gesetzliche Festpreise auch für neue Medikamente gefordert. „Wenn es nicht gelingt, mit der Arzneimittelindustrie eine Vereinbarung über wesentlich niedrigere Arzneimittelpreise zu schließen, dann brauchen wir eine gesetzliche Lösung“, sagte Hoppe der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“ (Freitagsausgabe). Das Modell der Festpreise habe sich bereits bewährt.

In Deutschland würden für neue Arzneien weltweit die höchsten Preise bezahlt, sagte Hoppe. Aber nicht jedes teure so genannte innovative Medikament bringe auch wirklich einen Nutzen für die Patienten, so Hoppe.Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) hatte angekündigt, Einsparungen bei den Arzneimittelkosten auch gegen den Widerstand der Industrie durchzusetzen. Er forderte die Pharmabranche auf, ihren Beitrag zur Kostensenkung zu leisten. Die Preise für innovative Medikamente seien in Deutschland besonders hoch, erklärte der Minister am Donnerstagabend nach einem Spitzentreffen mit Vertretern der Pharma-Industrie. „Niemand hat einen Freibrief, wenn es um die Ausgaben in der Gesetzlichen Krankenversicherungen geht.“

Verhandlungen mit Arzneimittelherstellern „auf einem guten Weg“

Ob die Gespräche mit den Arzneimittelherstellern bereits Fortschritte brachten, wurde zunächst nicht bekannt. Rösler betonte lediglich, man sei „auf einem guten Weg“. Er will in den kommenden Wochen ein Konzept zu Einsparungen im Arzneimittelsektor vorlegen. In der vergangenen Woche hatte Rösler bereits mit Vertretern der gesetzlichen Kassen über Sparmöglichkeiten beraten. Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hatte dabei ein Konzept vorgelegt, das Einsparungen in einer Gesamthöhe von über vier Milliarden Euro vorsieht.

Der Vorsitzende des Verbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI), Bernd Wegener, warnte erneut vor staatlich verordneten Reglementierungen. Die Forderung der Ärzteschaft nach gesetzlich festgelegten Festpreisen für neue, patentgeschützte Medikamente lehnte er ab. Die Entwicklung innovativer Medikamente etwa in der Krebstherapie, die die Hersteller sehr viel kosteten, könne es „nicht zum Nulltarif geben“, sagte Wegener am Freitag im WDR.Der BPI schlägt stattdessen vor, dass nach Zulassung eines neuen Medikaments zunächst der volle Preis gezahlt werden soll. Parallel dazu soll mit den Kassen über den Preis verhandelt werden. Sollte es binnen fünf Jahren nicht mit mindestens 30 Prozent der gesetzlichen Krankenversicherung zu einer Einigung kommen, solle ein Preis festgelegt werden.(AP)