Düsseldorf. .
2013 wird es voll an den Unis. Dann drängt ein doppelter Abitur-Jahrgang an die Hochschulen. Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart gibt eine Art Studienplatz-Garantie: Jeder, der studieren will und kann, soll sich auch 2013 einschreiben können – im Fach und an der Uni seiner Wahl.
In Essen lädt das Studium inzwischen zum Müßiggang ein. Weil der Campus der Universität schon heute der wachsenden Zahl von angehenden Jung-Akademikern nicht mehr standhält, musste die Hochschulleitung jüngst mehrere tausend zusätzliche Quadratmeter Seminarraum-Fläche in der Weststadt anmieten – ausgerechnet zwischen Multiplex-Kino und Shopping-Center.
Das Platzproblem an nordrhein-westfälischen Universitäten dürfte sich 2013 noch einmal verschärfen. Dann drängt ein doppelter Abitur-Jahrgang an die Hochschulen. Erstmals seit Einführung des Turbo-Abiturs verlassen Absolventen nach 12 und 13 Jahren gemeinsam die Schule. Eine gewaltige logistische Herausforderung für die Unis in den nächsten Jahren. Deshalb nennt Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) sein Programm zur Bewältigung des Erstsemster-Ansturms auch gleich „Masterplan Studium 2020“.
Pinkwart gibt eine Art Studienplatz-Garantie: Jeder, der studieren will und kann, soll sich auch 2013 einschreiben können – nach Möglichkeit im Fach und an der Uni seiner Wahl. Die Landesregierung rechnet mit 110 000 Studienanfängern. Das wären 20 000 mehr als heute. Bei den Berechnungen werde berücksichtigt, dass viele potenzielle Studenten erst über den Umweg eines Auslandsaufenthaltes, eines freiwilligen sozialen Jahres, einer Ausbildung oder des Wehrdienstes an die Universität kämen, erklärt Pinkwart. So erwartet er zwischen 2011 und 2020 zwar gegenüber 2005 zusätzlich 140 000 Studienanfänger, die sich jedoch über mehrere Jahre verteilen würden.
Land will 1,8 Milliarden Euro bereitstellen
Das Land will 1,8 Milliarden Euro für Personal, Ausstattung und neue Räumlichkeiten bereitstellen. 3500 zusätzliche Professoren und Lehrkräfte sollen eingestellt werden. Für jeden zusätzlichen Studienanfänger erhalten die Hochschulen 20 000 Euro, für die teuren Medizin-Studienplätze gibt es je 52 000 Euro. so Pinkwart. Bis Ende März soll geklärt werden, welche Hochschule ab 2011 wieviele neue Studienplätze einrichtet.
Der Optimismus des Wissenschaftsministers wird indes gedämpft von einem Zwischenbericht des Bundesbildungsministeriums zum Stand der Umsetzung des Hochschulpaktes in den Ländern. Danach hat NRW zwar seit 2007 nach Bayern (16 324) und Baden Württemberg (11 557) mit 11 176 neuen Studienplätzen absolut die meisten Plätze aller Länder eingerichtet. Doch sind dies weniger als die Hälfte der verabredeten 26 307 neuen Plätze, die NRW bis 2010 schaffen muss. Damit hinkt NRW weiter hinter den Zielen zurück als jedes andere Bundesland. Die meisten Länder verfehlten die Vorgaben nur relativ knapp, wenige liegen sogar über dem Soll, wie aus dem noch unveröffentlichten Bericht für den Finanzausschuss des Bundestages hervorgeht.
Pinkwart verfahre „nach dem Prinzip Hoffnung“, kritisiert SPD-Fraktionsvize Marc Jan Eumann. Die Studienanfänger-Prognose ab 2013 sei viel zu niedrig angesetzt. Eumann plädiert – ebenso wie verschiedene Bildungsexperten – für eine Entzerrung des Abiturs 2013. Ein Teil der Prüfungstermine könne so vorgezogen werden, dass Schulabgänger bereits zum Sommersemester an die Unis wechseln könnten. Schon beim Studienplatz-Ausbau im Rahmen des Hochschulpaktes I hinke NRW schließlich hinterher.
Kritik von den Grünen
Auch die Grünen kritisieren Pinkwarts „Masterplan 2020“. Das Versprechen, dass jeder Studierwillige einen Studienplatz finden werde, könne der Minister nicht einhalten, meint Ruth Seidl. Vielen Talenten würde der Zugang durch Zulassungsbeschränkungen (Numerus clausus) verwehrt. Überdies sei die Zahl der Studienanfänger an Universitäten von 2007 bis 2009 um 7000 gegenüber 2005 gesunken. Seidl: „Der Hochschulpakt ist auf ganzer Linien gescheitert.“
Pinkwart indes erklärte, die Abschlussbilanz der Studienjahrgänge 2010 werde zeigen, dass in NRW seit 2007 bis zu 29 000 zusätzliche Plätze geschaffen werden konnten.