Brüssel. .

Einen Tag vor dem EU-Gipfel haben am Mittwoch Spekulationen über Rettungseinsätze für das finanziell angeschlagene Griechenland Kurskapriolen an den hochnervösen Kapitalmärkten ausgelöst.

Börsianer werteten eine kurzfristig einberufene Besprechung der Euro-Finanzminister, die frühzeitige Rückkehr von Euro-Notenbanker Jean Claude Trichet von einer Australien-Reise sowie unbestätigte Berichte über angebliche Vorarbeiten für Notmaßnahmen als klare Indizien dafür, dass Europas Staats- und Regierungschefs am heutigen Donnerstag konkrete Hilfen für die klammen Griechen zusagen werden – oder zumindest für den Ernstfall garantieren. Europaweit machten die Aktienkurse deshalb zunächst Kurssprünge.

Am Nachmittag allerdings büßten sie die Gewinne teilweise wieder ein, nachdem Zweifel aufkamen – vor allem, weil die Bundesregierung die Erwartungen dämpfte. Beim Gipfel in Brüssel werde es „keine konkreten Hilfsmaßnahmen für Griechenland oder andere EU-Staaten geben“, hieß es in Kreisen der deutschen Regierung. Dem Land sei es – wenn auch zu einem hohen Zins – immerhin gerade erst vor wenigen Tagen gelungen, sich an den Finanzmärkten genug neues Geld zu leihen, um seine alten Schulden zu bedienen.

„Es gibt also keinen akuten Finanzierungsbedarf“, verlautete aus Berlin. Ausdrücklich dementiert wurden vermeintliche Pläne für deutsche Direktkredite an die Griechen.

Seit Tagen schließen Investoren darüber Wetten ab, ob Europas Regierungen den Südeuropäern finanziell beispringen, weil die Regierung aggressiv von Spekulanten attackiert wird. Denkbar wäre eine gemeinsame Schuldenaufnahme mehrerer Euro-Staaten, die es Griechenland erleichtern würde, an frisches Geld zu kommen. Allerdings würde durch diese Mithaftung für die Griechen für Deutsche oder Franzosen die Bedienung ihrer eigenen Schulden teurer.

Den Steuerzahler könnte ein solcher Einsatz rasch Milliardenbeträge kosten. Als Alternativen im Gespräch sind europäische Garantien für griechische Anleihen, die ebenfalls Risikokosten für die EU-Nachbarn verursachen, aber nicht sofort zahlungswirksam werden. Schließlich wäre der Aufbau einer europäischen Finanzfeuerwehr möglich, deren Rettungsfonds durch die Einlagen von Defizitsündern gespeist würde. Ein solcher Euro-Währungsfonds bräuchte allerdings Zeit.