Berlin. .

Die Prügel kamen prompt. Als „unsinnig“ und „irrsinnig“ fackelten FDP und CSU die neuesten Kürzungspläne beim Elterngeld von Familienministerin Kristina Schröder (CDU) ab. Die Ministerin bemüht sich um Schadensbegrenzung.

Seit fast acht Monaten ist Kristina Schröder Familienministerin. Bislang wirkt die 32-Jährige glücklos. Naturgemäß zieht die Opposition eine harte Bilanz. „Diese Ministerin ist eine komplette Fehlbesetzung“, urteilt SPD-Familienpolitikerin, Caren Marks. „Sie hat praktisch nichts umgesetzt von dem, was sie angekündigt hat.“ Auch Regierungskreise ätzen unter der Hand. Abgeordnete lästern, der Berufspolitikerin fehle die Leidenschaft für ihr Amt. Keiner weiß, wofür sie stehe.

Womöglich würde die jüngste Ministerin im Kabinett in milderem Licht erscheinen, hätte sie nicht die umtriebige Ursula von der Leyen (CDU) beerbt. Diese konnte mit Elterngeld und Kita-Ausbau glänzen. „Ich würde gerne reihenweise neue Leistungen einführen, aber das ist nicht so einfach“, verteidigte sich Schröder, die sparen muss, unlängst.

Offen und gewinnend

Während die Vorgängerin wegen ihres siebenfachen Mutterseins als Vorzeige-Familienministerin galt, haftet der kinderlosen Aufsteigerin der Makel an, Ressortchefin zu sein, weil Kanzlerin Angela Merkel (CDU) jemanden aus Hessen brauchte. Anders als von der Leyen wirkt Schröder, die im kleinen Kreis erfrischend offen und gewinnend auftritt, in der Öffentlichkeit noch unsicher. Ihre Stimme klingt rasch abgeschnürt, manchen Satz betont sie falsch, mitunter schweift ihr Blick haltsuchend umher.

Und doch hat die Ministerin manches angestoßen, wenngleich nicht die großen Debatten. Mit dem „Boysday“ will sie mehr Jungen für Frauenberufe gewinnen. Im Frühjahr kündigte sie an, die Familienpflegezeit auszubauen.

Insgesamt zeigt sich Kristina Schröder gerne unverbindlich. Ihre eigene Vorstellung von Familie gibt die noch recht frisch Verheiratete nicht preis. „Der Staat soll niemandem vorschreiben, wie er zu leben hat, sondern er muss dafür sorgen, dass jeder so leben kann, wie er will“, findet Schröder. Damit mag sie den Puls der Zeit treffen, doch unter dieser Unschärfe leidet das eigene Profil. Konservativ oder liberal? Die Ministerin, die kein Problem mit eingetragenen Lebenspartnerschaften hat, ist offenbar von allem ein bisschen.

Kein Fan der Frauenquote

„Wenn sie sich wenigstens bei der Frauenquote klar positionieren würde“, stöhnen Koalitionskreise. Nicht doch. Sie sei kein Fan der Frauenquote, will sie aber notfalls per Gesetz einführen, falls sich die Firmen nicht regen. Das politische Credo der 32-Jährigen lautet bislang: Wahlfreiheit. „Ich will Optionen eröffnen“, sagt die Hessin gerne, die einst als Kind für Helmut Kohl schwärmte. In diese Richtung gingen auch ihre auf Eis gelegten Pläne für das Teilelterngeld und die Verdopplung der Vätermonate. Schröder will die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern, fordert flexible Teilzeitmodelle in Betrieben und pocht auf eine Änderung der Unternehmenskultur. Dies will sie im Dialog erreichen, denn „kultureller Wandel vollzieht sich nicht per Gesetz“.

Nun versucht Kristina Schröder, sich in der Kinderbetreuung zu profilieren. Hier drohen der Familienministerin knallharte Debatten mit den Kommunen, die wegen leerer Kassen an den Kita-Ausbauplänen rütteln. Daran hält Schröder jedoch stur fest. Schon aus Eigeninteresse muss sie hier ihre Frau stehen. Andernfalls würden ihr die Kritiker wieder vorwerfen, sie kämpfe zu wenig und werde nicht ernst genommen. „Keine Sorge, ich kann noch streiten“, sagte Schröder im WAZ-Interview. Hier kann sie es beweisen.