Düsseldorf.
In NRW teilen sich ab sofort die Geschlechter die Macht in der rot-grünen Minderheitsregierung. Einschließlich der neuen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft gehören dem Kabinett sechs Frauen und sechs Männer an.
Harry Kurt Voigtsberger (60, SPD) ist eine Art „Superminister“ für die zusammengelegten Ressorts Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr. Der studierte Flugzeugbauingenieur und spätere Kölner Berufsschullehrer war zuletzt Direktor des Landschaftsverbands Rheinland (LVR).
Norbert Walter-Borjans (57, SPD) verantwortet als Finanzminister das wohl schwierigste Ressort. Der promovierte Volkswirt war zuletzt Kämmerer in Köln, kennt aber die Düsseldorfer Regierungsarbeit aus seiner Zeit als Regierungssprecher bei Johannes Rau und als Staatssekretär im Wirtschaftsministerium (2004).
Thomas Kutschaty (42, SPD) sagt von sich, dass er als Justizminister wohl das einzige Kabinettsmitglied sei, das sich keine Schlagzeilen wünsche. Der Rechtsanwalt aus Essen will sein nach Gefängnis-Skandalen durchgeschütteltes Haus zum ruhigen Notariat der Regierung machen.
Angelica Schwall-Düren (61, SPD) ist als Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien Krafts Antenne nach Berlin und Brüssel. Die Münsterländerin, die Lehrerin ist und in Wirtschafts- und Sozialgeschichte promoviert hat, gilt als erfahrene Bundespolitikerin, die zuletzt Vize der SPD-Bundestagsfraktion war mit dem Schwerpunkt Europa.
Barbara Steffens (48, Grüne) ist Chefin des neu zugeschnittenen Ministeriums für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter. Die alleinerziehende Kölnerin bringt die meiste rot-grüne Erfahrung mit. Sie saß als einstige Grüne-Landesvorsitzende schon 1995 mit Johannes Rau am Koalitionstisch.
Ralf Jäger (49, SPD) aus Duisburg ist Minister für Inneres und Kommunales. Erstes Anliegen: „Ich will mich schnell mit der Frage beschäftigten, wie wir den überschuldeten Städten helfen können.” Der frühere Fachreferent für den Vorstand einer Krankenkasse ist seit 2000 Landtagsabgeordneter. 2004 stieg er zum SPD-Fraktionsvize auf.
Svenja Schulze (40, SPD) aus Münster ist Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung. Erstes Anliegen: „Die Studiengebühren abschaffen, damit keiner mehr vom Studium abgeschreckt wird.” Ihre Benennung ist eine Überraschung. Als umweltpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion trat sie bisher kaum in Erscheinung.
Guntram Schneider (59, SPD) aus Gütersloh ist Minister für Arbeit, Integration und Soziales. Erstes Anliegen: „Nach viereinhalb Jahren als DGB-Vorsitzender die Interessen der Arbeitnehmer aus einer anderen Richtung besser wahrzunehmen.” Schneider gelang als gelernter Werkzeugmacher eine Karriere bei der Gewerkschaft.
Ute Schäfer (56), Vorsitzende des SPD-Bezirks Ostwestfalen/Lippe, ist Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport. „Ein wunderbares Ressort für alle Bildungsfragen im außerschulischen Bereich”, freut sich die frühere Schulministerin (2002-05). Schäfer, von Beruf Lehrerin, ist seit 2000 Landtagsabgeordnete, war zuletzt Fraktionsvize und bildungspolitische Sprecherin der SPD.
Sylvia Löhrmann (53, Grüne) aus Solingen ist Ministerin für Schule und Weiterbildung sowie Stellvertretende Ministerpräsidentin. Sie will „das Schulsystem im Konsens mit den Menschen weiterentwickeln” und sieht die Parität zwischen Frauen und Männern im Kabinett als „Markenzeichen” der Koalition. Löhrmann, früher Gesamtschullehrerin, ist seit 1995 im Landtag.
Johannes Remmel (48, Grüne) aus Siegen ist Minister für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz. Sein Stolz: „Ich bin der erste Minister in Deutschland, der für Klimaschutz zuständig ist.” Daraus will er „einen Motor für Arbeitsplätze machen”.