Düsseldorf. .

An Bahnfahrer innerhalb der SPD-Fraktion erging am Dienstag der dringende Aufruf, für die heutige Anreise zum Landtag mindestens einen Zug früher zu nehmen als nach Fahrplan erforderlich wäre.

Wenn die elf Linken sich wie angekündigt enthalten, ist Kraft wohl spätestens nach dem zweiten Wahlgang im Amt. Dann benötigt sie nicht mehr mindestens 91 von 181 Stimmen (Rot-Grün verfügt über 90), es reicht die einfache Mehrheit. Mit Spannung wird erwartet, ob das eigene Lager Kraft geschlossen unterstützt – oder die 49-Jährige sogar gleich im ersten Anlauf mit mindestens einer „Leihstimme“ von CDU, FDP oder Linken Regierungschefin wird.

Abweichler gab es immer wieder bei der Wahl der NRW-Ministerpräsidenten. Jürgen Rüttgers (CDU) erhielt vor fünf Jahren zwei Stimmen we-niger als CDU und FDP einbrachten. Peer Steinbrück (SPD) erlebte es umgekehrt, durfte sich 2002 über mindestens zwei Oppositionsstimmen freuen.

Steinbrück will von der Zuschauertribüne aus miterleben, wie Kraft für die SPD die Macht an Rhein und Ruhr zurückholt, die den Sozialdemokraten mit ihm als Spitzenkandidaten 2005 verloren gegangen war. Auch Ex-SPD-Chef Franz Müntefering hat sich angesagt. Alle ehemaligen Landtagspräsidenten haben, ebenso wie Krafts früherer Förderer Wolfgang Clement, abgesagt.

Feier ohne Sekt

Dafür sind auf der Empore um so mehr Plätze für Familienangehörige reserviert. Nicht nur Ehemann, Sohn, Mutter, Schwester, Schwager und Neffen wollen Kraft von oben aus die Daumen drücken, auch „viele persönliche Freunde und alte Freundinnen“, so ihr Sprecher. Ist Kraft gewählt, wird sie sofort vereidigt. Die Formel „So wahr mir Gott helfe“ gehört für sie als überzeugte Christin zum Amtseid dazu. Anschließend ist Empfang im Landtag. Es gibt Wein, Bier und Schnittchen. Sekt wird zum Start der rot-grünen Minderheitsregierung nicht gereicht. Man wolle „bescheiden bleiben“.