Teheran. .
Ein vermisster iranischer Atomwissenschaftler ist in den USA aufgetaucht. Schahram Amiri meldete sich in der pakistanischen Botschaft in Washington. Der Iran wirft den USA die Entführung des Atomforschers vor.
Gut ein Jahr nach seinem mysteriösen Verschwinden ist der iranische Atomforscher Schahram Amiri in der pakistanischen Botschaft in Washington aufgetaucht. Das US-Außenministerium erklärte am Dienstag, Amiri habe die Botschaft aus freien Stücken aufgesucht und könne ungehindert in seine Heimat zurückkehren. Der Wissenschaftler arbeitete an der den Revolutionsgarden nahe stehenden Malek-Aschtar-Universität in Teheran. Er wurde nach iranischer Darstellung von den USA während einer Pilgerfahrt nach Saudi-Arabien im Juni vergangenen Jahres entführt.
Freiwilliger Aufenthalt
Amiri könne ungehindert ausreisen, sagte US-Außenministerin Hillary Clinton am Dienstag. Nach Angaben des Außenministeriums sollte der 32-Jährige die USA bereits am Montag verlassen, hatte aber noch nicht die nötigen Papiere für die Heimreise über Durchgangsländer. Er habe sich freiwillig in den USA aufgehalten.
Weil Washington und Teheran keine diplomatischen Beziehungen unterhalten, nimmt Pakistan in den USA die Interessen des Irans wahr. Ein Sprecher der Botschaft sagte, Amiri habe den Behörden erzählt, er sei von seinen Geiselnehmern dort abgeliefert worden. Der Wissenschaftler habe zudem nach einem iranischen Pass gefragt und nach Möglichkeiten, die USA zu verlassen. Das staatliche iranische Fernsehen hatte mehrfach Videos gezeigt, in denen Amiri von Entführung und Folter durch die USA sprach.
Der iranische Außenminister Manutschehr Mottaki forderte Washington während eines Besuchs in Madrid auf, die Ausreise Amiris in den Iran nicht zu behindern. Dem Wissenschaftler solle „ohne jede Behinderung“ und so schnell wie möglich erlaubt werden, zu seinen Angehörigen zurückzukehren.
Gegensätzliche Aussagen durch eigene Angaben noch verstärkt
US-Medien hatten im März berichtet, der Wissenschaftler sei selbst in die Vereinigten Staaten geflüchtet. Er arbeite mit dem US-Geheimdienst CIA zusammen, um das iranische Atomprogramm zu torpedieren, hieß es damals.
Die Gegensätzlichkeit der Aussagen wird durch Videos von Amiri noch betont. In einigen Aufnahmen erklärt der Wissenschaftler, er sei von amerikanischen und saudischen Agenten entführt und in die USA gebracht worden, in anderen dagegen, er studiere in Freiheit in den USA. (apn)