Belgrad. .
Späte Reue: 15 Jahre nach dem Massaker von Srebrenica hat sich das Parlament in Belgrad im Namen des serbischen Volkes für das Blutbad entschuldigt. In Srebrenica hatten im Juli 1995 bosnisch-serbische Truppen etwa 8000 muslimische Männer und Jungen getötet.
Mit einer Entschuldigung für die Ermordung von rund 8000 bosnischen Muslimen in Srebrenica 1995 hat das Parlament in Belgrad das jahrelange Schweigen der serbischen Politik zu dem Massaker gebrochen. In einer nach 13-stündiger Debatte am frühen Mittwochmorgen angenommenen Resolution verurteilen die Abgeordneten die Gräueltat während des Bosnienkrieges (1992 bis 1995) „auf das Schärfste“. Allerdings bezeichnet der Text das Massaker nicht als „Völkermord“, was der Einstufung durch das UN-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag entsprechen würde.
Das serbische Parlament entschuldigte sich bei der Familien der Opfer dafür, dass Belgrad seinerzeit nicht genug unternommen habe, um das Verbrechen zu verhindern. Im Juli 1995 waren bosnisch-serbische Milizen in die damalige UN-Schutzzone Srebrenica einmarschiert und hatte an den leichtbewaffneten niederländischen Blauhelmsoldaten vorbei rund 8000 Muslime - vorwiegend Männer und Jungen - verschleppt und getötet. Der mutmaßliche Hauptverantwortliche, der frühere bosnisch-serbische Armeechef Ratko Mladic, ist noch immer flüchtig.
„Nur die Spitze des Eisbergs der Vergangenheit“
Die von der pro-europäischen Regierung von Ministerpräsident Boris Tadic eingebrachte Resolution wurde mit den Stimmen von 127 der 173 anwesenden Abgeordneten verabschiedet. Die Opposition kritisierte, dass der Text der gesamten serbischen Bevölkerung die Schuld an dem Massaker in Srebrenica gebe. Für einige Anhänger der Regierungskoalition ging die Entschuldigung indes noch nicht weit genug. Der Abgeordnete Nenad Canak sagte, die Resolution ebne den Weg zu einer Aufarbeitung der jüngsten serbischen Geschichte. Die bislang angesprochenen Themen seien nur „die Spitze der Eisbergs der Vergangenheit, der wir uns stellen müssen“.
In der Srebrenica-Resolution verspricht das serbische Parlament außerdem eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem UN-Kriegsverbrechertribunal und hebt die Bedeutung der Festnahme des mutmaßlichen Kriegsverbrechers Mladic hervor. Die Europäische Union macht Fortschritte Serbiens im Beitrittsprozess von den Bemühungen bei der Fahndung nach Mladic und der Kooperation mit dem Haager Tribunal abhängig. Serbien will im kommenden Jahr den Status eines Beitrittskandidaten erreichen. (afp)