Duisburg.

. Weltweite Terror-Netzwerke erschließen sich Fahndern selten auf Anhieb. Mit den Festnahmen in Duisburg und Oslo am Donnerstag glauben sie aber, einen „Knoten“ enttarnt zu haben. Er führt sie zehn Monate zurück.

Am 11. September 2009, auf den Tag acht Jahre nach den Anschlägen auf das World Trade Center, hatte Najibullah Zazi mitten in New York sein eigenes Fanal geplant: In der Hauptverkehrszeit wollten er und zwei Komplizen U-Bahnen in die Luft jagen. „Ich wollte mich opfern, um zu zeigen, was das US-Militär in Afghanistan tut“, sagte Zazi später seinen Richtern.

Amerika blieb ein zweites „9/11“ erspart. Als der gebürtige Pakistani die für die Sprengsätze nötigen Chemikalien in einem Kosmetiksalon zusammenkaufte, kam er einer Überwachungskamera in die Quere. Das FBI fasste ihn – und fand gleich auch die passende Anleitung zum Bombenbau.

Spuren führen nach Pakistan

Liegen westliche Geheimdienste richtig, dann findet diese Geschichte gerade eine Fortsetzung. Die Festnahme des 37-jährigen Irakers Shawan S. in einem Hinterhof der Koopmannstraße im Stadtteil Meiderich steht nach ihren Erkenntnissen in einem Zusammenhang mit dem Anschlagsplan aus dem letzten September. Die Vermutung: Der Iraker, die beiden Südasiaten, die in Oslo festgenommen wurden, sowie Islamisten aus Manchester und Najibullah Zazi sind Teil des gleichen Netzwerks, das in Pakistan der El Kaida-nahe Gotteskrieger Saleh al Somali knüpfte. Somali wurde 2009 durch eine US-Drohne getötet.

Doch: Welche neuen Ziele hatten die Islamisten ins Visier genommen? Wie wollten sie mögliche Anschläge organisieren? Waren Menschen in Oslo gefährdet oder in Manchester? Wieder US-Städte oder gar deutsche Einrichtungen?

Gleich mehrere Spuren führten in Vororte

Die federführenden norwegischen Fahnder tappen im Dunkeln: Man habe schnell zuschlagen müssen, weil Medien Wind bekommen hatten. Man habe möglicherweise so weitere Verdächtige gewarnt. Es sei selbst unsicher, ob Norwegen Anschlagsziel war oder nur als Basis diente für Attentate anderswo. Allerdings erinnern die Fahnder daran, dass norwegische Me­dien die dänischen Mohammed-Karikaturen nachdruckten und das Land militärisch in Afghanistan engagiert ist.

Hier gibt es Parallelen zu Deutschland, dessen Truppen auch am Hindukusch stehen. Zwar sagt das Bundeskriminalamt, im Fall Shawan S. habe man nur „Amtshilfe“ geleistet. Der Iraker sei „auf Urlaub“ in Duisburg gewesen, wo er Bekannte hatte. Aber Duisburg ist eben nicht irgendeine Stadt im Zusammenhang mit dem islamischen Terrorismus. Ihr Name tauchte in den Berichten über die spektakulärsten Terroranschläge der Geschichte auf.

Schon Mohammed Atta hatte Drähte ins Ruhrgebiet

Denn schon die Hamburger Zelle des Mohammed Atta, die 2001 die gekaperten Jets in die Zwillingstürme steuerte, hatte nachweislich Drähte ins Ruhrgebiet. Und nach dem Attentat auf die Synagoge im tunesischen Djerba 2002, bei dem elf deutsche Touristen starben, führten gleich mehrere Spuren in Duisburger Vororte.

Fahnder nahmen damals dort Christian G. und Karim M. fest. Bei M. fanden sie die Telefonnummer von Ramzi Binalshib. Ein dicker Fisch. Binalshib war als Todespilot für 9/11 vorgesehen.