Eines hat SPD-Landes-Chefin Hannelore Kraft mit ihrem Vorstoß für gemeinnützige Arbeit durch Langzeitarbeitslose auf jeden Fall erreicht: In NRW wird wieder über Inhalte gestritten. Man möchte sagen: Endlich.
Nachdem sich die Landespolitik wochenlang mit obskuren E-Mails, der angemessenen Höhe von Sitzungsgeldern, Parteien-Sponsoring oder halbstündigen Geheimtreffen – also im wesentlichen mit sich selbst – beschäftigt hatte, geht es nun, zwei Monate vor der Landtagswahl, um die Sache.
Dass ausgerechnet Sozialdemokratin Kraft fordert, Langzeitarbeitslose zu gemeinnütziger Arbeit heranzuziehen, überrascht allerdings. Ähnliche, wenn auch mit mehr Polemik vorgetragene Ideen aus Reihen der FDP, hatte die SPD bislang stets kritisiert. Dass Kraft nun nachzieht, ist gewagt.
In ihrer Analyse, wonach ein nicht unbeträchtlicher Teil der Menschen, die lange ohne Job dastehen, auf dem normalen Arbeitsmarkt faktisch nicht mehr vermittelbar ist, liegt Kraft richtig. Ebenso in ihrer Einschätzung, dass so mancher Betroffene allein schon deshalb einen gemeinnützigen Job annehmen dürfte, weil dies sein Selbstwertgefühl steigert.
Ob solche Null-Euro-Jobs merklich dazu beitragen, die Lage auf dem Arbeitsmarkt zu entspannen, ist eine völlig andere Frage. Aber über die kann man ja streiten. Ganz sachlich.