Jerusalem. .

Israel hat Forderungen nach einer internationalen Untersuchung des blutigen Angriffs auf eine Hilfsflotte zurückgewiesen. Bundeskanzlerin Merkel hatte eine Beteiligung des Nahost-Quartetts an den Ermittlungen gefordert.

Merkel schlug in einem Telefongespräch mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas vor, an der Untersuchung der Kommandoaktion mit neun Toten sollten sich Vertreter des Nahost-Quartetts beteiligen. Dies teilte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm in Berlin mit. Dem Nahost-Quartett gehören die EU, die UN, Russland und die USA an.

Der israelische Außenminister Avigdor Lieberman sprach sich für die Einrichtung einer Untersuchungskommission unter Vorsitz eines ehemaligen Richters am Obersten Gerichtshof aus, an der sich ausländische Beobachter beteiligen könnten. „Wenn gefordert wird, ausländische Beobachter einzubeziehen, dann werden wir sie einbeziehen“, sagte Lieberman dem Online-Nachrichtendienst „Ynet“.

Eine unabhängige internationale Untersuchung hatte Regierungssprecher Mark Regev zuvor abgelehnt. Israel werde wie in solchen Fällen üblich „eine schnelle, professionelle, transparente und objektive Untersuchung anstrengen, die höchsten internationalen Standards entspricht“, erklärte der Regierungssprecher.

Tausende feiern Ankunft der Aktivisten in der Türkei

In der Türkei und in Griechenland landeten am Donnerstagmorgen Flugzeuge mit mehr als 500 der bei dem Militäreinsatz am Montag festgenommenen Aktivisten. Nach Angaben des israelischen Innenministeriums sollten insgesamt 527 Aktivisten abgeschoben werden. Sieben Personen würden noch in israelischen Krankenhäusern behandelt, drei weitere würden wegen Problemen mit ihren Ausweisen und anderer Fragen festgehalten, sagte Ministeriumssprecherin Sabine Haddad. Die drei stammten aus Irland, Australien und Italien.

Auch sechs deutsche Aktivisten reisten in die Türkei aus. Einer von ihnen wurde wegen einer Verletzung in ein Krankenhaus in Ankara gebracht, wie Bundesaußenminister Guido Westerwelle in Berlin mitteilte. Insgesamt hatten sich an Bord der Schiffe mit Hilfslieferungen für den Gazastreifen elf Deutsche befunden, fünf von ihnen waren bereits am Dienstag heimgekehrt.

In Istanbul wurden die überwiegend aus der Türkei stammenden Aktivisten von tausenden Menschen mit Jubel empfangen. Der stellvertretende Ministerpräsident Bülent Arinc begrüßte sie wie Helden. Sie hätten „Barbarei und Unterdrückung“ erlebt, sagte Arinc. An einem Trauerzug für acht der neun getöteten Aktivisten beteiligten sich 10.000 Menschen. Zuvor hatte laut türkischen Medienberichten eine Obduktion der Leichen ergeben, dass alle neun erschossen wurden.

Ban fordert Aufhebung der Gaza-Blockade

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte von Israel die sofortige Aufhebung der Blockade des Gazastreifens. „Sie bestraft unschuldige Zivilisten“, kritisierte Ban am Mittwochabend in New York.

Der UN-Menschenrechtsrat verurteilte die israelische Erstürmung der Hilfsflotte als „abscheulichen Angriff“. Für den von islamischen Staaten vorgebrachten Vorschlag stimmten 32 der 47 Mitglieder des in Genf tagenden Gremiums.