Kundus/Islamanbad. .

Ein Deutscher aus Schleswig-Holstein ist bei einem Selbstmordanschlag der Taliban in Kundus gestorben. Der 32-jährige war als Wachmann tätig. Mindestens 42 Tote gab es durch Selbstmordanschläge im Osten Pakistans.

Bei einem Selbstmordanschlag auf das Büro einer US-Hilfsorganisation im nordafghanischen Kundus ist ein deutscher Wachmann ums Leben gekommen. Wie ein Mitarbeiter der US-Botschaft der Nachrichtenagentur AFP sagte, waren die Attentäter am Freitagmorgen in die Büroräume der Organisation Development Alternatives Inc (DAI) eingedrungen. Das Auswärtige Amt bestätigte den Tod eines Deutschen.

Der getötete deutsche Wachmann war nach Angaben der Bundesregierung ein 32-Jähriger aus Schleswig-Holstein. Der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Andreas Peschke, sagte in Berlin, Minister Guido Westerwelle und die gesamte Bundesregierung verurteilten den Anschlag. Sie bedauerten zutiefst, dass ein deutscher Staatsangehöriger ums Lebens gekommen sei. Der Anschlag habe einer US-Hilfsorganisation gegolten.

Insgesamt vier Tote bei dem Anschlag

Peschke übermittelte zudem das Mitgefühl für die Angehörigen des getöteten und wünschte den Verletzen gute Genesung. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Steffen Moritz, sagte, Verletzte würden im Bundeswehrkrankenhaus in Kundus behandelt. Der zuständigen Provinzpolizei in Afghanistan zufolge wurden insgesamt vier Menschen getötet, neben dem Deutschen zwei afghanische Polizisten und einen Philippiner. Mehrere Menschen wurden verletzt.

Nach Angaben des Gouverneurs der Provinz Kundus, Mohammed Omar, stürmten mindestens vier Selbstmordattentäter im Morgengrauen die DAI-Niederlassung in Kundus. Ein erster Selbstmordattentäter sprengte sich nach Angaben afghanischer Behörden am Eingang des Geländes in die Luft, ein zweiter innerhalb des Komplexes. Ihre Komplizen wurden demnach von Sicherheitskräften getötet, bevor sie ihre Sprengstoffgürtel zünden konnten.

Möglicherweise von Querschläger getroffen

Nach Angaben des US-Botschaftsvertreters flüchteten sich die meisten DAI-Mitarbeiter während der Kämpfe auf das Dach des fünfstöckigen Gebäudes. Dabei habe ein weiterer Ausländer, dessen Identität zunächst unklar war, Schussverletzungen am Arm erlitten. Möglicherweise sei er von einem Querschläger getroffen worden. Nach dem Anschlag sicherten afghanische Soldaten den Komplex.

Zu der Tat bekannten sich die radikalislamischen Taliban. Insgesamt seien sechs Selbstmordattentäter daran beteiligt gewesen, sagte Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid der AFP. Zu dem Zeitpunkt hätten sich neben den Sicherheitskräften und Polizisten 52 Ausländer in dem Komplex aufgehalten.

Die Organisation DAI ist ein Vertragspartner der staatlichen US-Hilfsorganisation USAID. Sie hat vor etwa vier Monaten ihre Arbeit in Kundus aufgenommen. Kundus ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, in der die Bundeswehr ein Regionales Wiederaufbauteam unterhält.

Mindestens 42 Tote durch Anschläge im Osten Pakistans

Bei einem zweifachen Selbstmordanschlag in einem Schrein der ostpakistanischen Stadt Lahore sind nach Polizeiangaben mindestens 42 Menschen getötet und mehr als 150 weitere verletzt worden. Zwei Attentäter sprengten sich am Donnerstagabend an der Grabstätte eines islamischen Heiligen in die Luft. Regierungschef Yousuf Raza Gilane verurteilte die Tat, zu der sich zunächst niemand bekannte.

Die Attentäter zündeten demnach die Bomben in dem Schrein Data Darbar des Sufi-Heiligen Hazrat Syed Ali bin Usman Hajweri. Die weitläufige Grabstätte ist ein vielbesuchter Ort im Zentrum der Millionenstadt, zum Tatzeitpunkt hielten sich tausende Gläubige dort auf. Nach Angaben eines Polizeisprechers zündete ein Attentäter seinen Sprengsatz im Hof und der andere im Keller des Schreins. Dem Hausmeister zufolge detonierten die Sprengsätze im Abstand von wenigen Minuten. Unter den Besuchern brach Panik aus.

Bisher 3400 Tote durch Islamisten-Anschläge

„Terroristen nehmen keine Rücksicht auf Religionen“, sagte Gilani. Mit Blick auf die Freitagsgebete wurde das Sicherheitsaufgebot in der 10-Millionen-Einwohner-Stadt massiv erhöht. Pakistan wird seit rund drei Jahren von einer Welle blutiger Anschläge erschüttert, hinter denen meist Mitglieder der pakistanischen Taliban, El Kaida oder anderer radikalislamischer Gruppierungen vermutet werden. Mehr als 3400 Menschen wurden in dem Zeitraum getötet.

In den vergangenen Monaten wurde dabei immer wieder Lahore, die zweitgrößte Stadt des Landes, ins Visier genommen. Ende Mai starben bei zeitgleichen Anschlägen auf zwei Moscheen mehr als 80 Menschen - während des Freitagsgebets eröffneten die Angreifer das Feuer auf Anhänger der Ahmadi-Sekte und warfen Granaten in die Gotteshäuser. Einer der Attentäter zündete zudem einen Sprengstoffgürtel. Am 12. März wurden zudem bei einem doppelten Selbstmordattentat 57 Menschen getötet und mehr als 130 verletzt. (afp/apn)