Ruhrgebiet.

Hannelore Kraft greift nun doch nach der Macht in NRW – und die SPD-Basis im Ruhrgebiet atmet auf: Endlich passiert etwas im Koalitionspoker, so der Tenor. Doch ist’s für lange? Auf Stimmenfang in Ortsvereinen.

„Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Hannelore den Mut dazu hat”, kommentiert Andreas Esser, Vorstandsmitglied des SPD-Ortsvereins Bochum Hamme, die Pläne für die Bildung einer Minderheitsregierung. Aber es sei ja eigentlich egal gewesen, was Kraft macht, Schelte hätte sie sowieso bekommen.

Nur eines steht für Esser fest: Eine Große Koalition mit einem Ministerpräsidenten Rüttgers, da hätten viele an der SPD-Basis das Handtuch geschmissen. Mit einer Minderheitsregierung könne man zwar nicht alle Ziele verwirklichen, aber es sei allemal besser, „einen halben Schritt zu machen, als weiter den alten Sch. . .“ Wie stabil die Minderheitsregierung ist, bleibe abzuwarten. „Es könnte auch ein Schuss nach hinten sein.” Aber vor Neuwahlen ist Esser gar nicht bange: „Wenn wir dem Wähler zeigen, dass wir bereit sind, NRW zu regieren, kann es auch wieder mit einer absoluten Mehrheit klappen.”

Druck aus Berlin?

Diese Option sieht Horst Wenzel, Ortsvereinsvorsitzender in Dortmund-Westerfilde, zwar nicht, doch auch er freut sich „tierisch”, dass die Minderheitsregierung kommt. „Das ganze Gequatsche von fehlender Stabilität und der Duldung durch die Linke kann ich nicht mehr hören, das ist eine echte Regierung, mit echten Inhalten. Und mit einer echten Mehrheit. Wo ist das Problem?”

Im SPD-Ortsverein Mülheim-Stadtmitte, Heimat von Hannelore Kraft, glaubt man nicht, dass es der Druck aus der Parteizentrale in Berlin gewesen sei, der die Landeschefin dazu bewogen habe, nun doch auf den Weg in die Opposition zu verzichten: „Das war kein Störfeuer aus Berlin, es war ihre Entscheidung“, sagt der Vorsitzende Constantin Körner.

„Beste aller schlechten Möglichkeiten“

Ein paar Kilometer weiter sorgt sich die Basis nicht, dass der Kraft-Vorstoß am Ende doch auf ein Rot-Rot-Grün hinauslaufe: „Verlässlich ist die Linke nicht“, meint Rolf Biermann, Vorsitzender des Ortsvereins Mülheim-Holthausen. „Doch von allen schlechten Möglichkeiten ist die Bildung einer Minderheitsregierung die beste.“