Berlin. .

Das Wort ist schon ein Ungetüm. Doch wer über das „Bundesausbildungsförderungsgesetz“ sein Studium finanziert, weiß: Auch der Weg zum Geld ist lang, kompliziert, unübersichtlich. Deswegen will die Bundesregierung das Verfahren vereinfachen.

Bafög bedeutet für mehr als 500 000 Studierende in Deutschland vor allem: ein ständiger Papierkrieg mit den Behörden. Studenten und ihre Eltern kämpfen mit Fristen und Formblättern, sammeln Belege und Kontoauszüge.

Erleichterung verspricht nun eine Studie, die der Normenkontrollrat und die Bundesregierung gemeinsam mit acht Bundesländern und 14 Studentenwerken im Rahmen des Programms „Bürokratieabbau“ gestern in Berlin vorstellten: In Zusammenarbeit mit Studierenden, ihren Eltern und den Studentenwerken entstand ein Katalog von Verbesserungsvorschlägen. Einige sind bereits in die Bafög-Novelle eingegangen, die in der kommenden Woche im Kabinett beraten wird und im Herbst in Kraft treten soll. „Wir hoffen, dass letztlich alle unsere Vorschläge beim neuen Bafög-Gesetz berücksichtigt werden“, sagte Wolf-Michael Catenhusen, stellvertretender Vorsitzender des Normenkontrollrats. Staatsminister Eckart von Klaeden (CDU) ist überzeugt: „Bafög wird einfacher und schneller werden.“ Zentrale Forderungen, die vor allem aus der Studentenschaft kamen, waren verständlichere Formblätter, pauschale Anrechnung von Mietkostenzuschuss und Krankenkassenbeitrag sowie ein Verzicht auf eine beglaubigte Befreiung von den GEZ-Gebühren. Auch könnte künftig ein Blick auf die gängige Schwacke-Liste zur Bewertung von Fahrzeugen ausreichen. Auch Immatrikulationsbescheinigungen sollen dann direkt von den Ämtern für Ausbildungsförderung bei den Hochschulen eingesehen werden oder wenigstens von den Studierenden nachgereicht werden können. Bei Auslands-Bafög soll zudem der Sprachnachweis entfallen.

Denn Bafög ist bislang ein echter Zeitfresser: Bis zu 335 Minuten, also mehr als fünfeinhalb Stunden, benötigt ein Student im Schnitt, um einen Erstantrag auf staatliche Förderung auszufüllen. Für Auslands-Bafög werden durchschnittlich sogar mehr als sechs Stunden fällig. Die Anträge sind so kompliziert, dass nur etwa zwei Prozent vollständig ausgefüllt eingereicht werden. Dadurch kommt es zu Verzögerungen: Bis der Bescheid ins Haus flattert und das erste Geld fließt, dauert es durchschnittlich 56 Tage, im Extremfall sogar bis zu einem halben Jahr. So lange sitzen viele Studierende finanziell auf dem Trockenen.

Deswegen wünschen sich auch über 70 Prozent der 600 befragten Studenten ein elektronisches Antragsverfahren. Das Online-Bafög wurde kürzlich in Bayern getestet und wird dort im Sommersemester 2010 flächendeckend eingeführt. Weitere Länder wie Hamburg wollen bald folgen. Studierende aus NRW müssen sich noch gedulden: Erst, wenn es ein „sicheres“ Verfahren zur Übermittlung der persönlichen Daten gebe, werde man den Schritt zum Online-Antrag prüfen, sagte ein Sprecher des Wissenschaftsministeriums. Bis dahin sei das persönliche Beratungsgespräch mit den Mitarbeitern der Studentenwerke der beste Weg, um Stolpersteine beim Bafög-Antrag frühzeitig aus dem Weg zu räumen.