Düsseldorf. .
Eine Frauenquote von 20 Prozent in den Führungsetagen - dieses Ziel hat Familienministerin Kristina Schröder den deutschen Unternehmen aufgetragen. Eine gesetzliche Regelung hält sie aber nicht für notwendig.
Familienministerin Kristina Schröder (CDU) will die Unternehmen hierzulande zu mehr Frauenförderung zwingen. Zusammen mit dem Justizministerium will sie ein Gesetz vorlegen, das den Firmen vorschreibt, auf der Führungsebene eine eigene Frauenquote festzulegen und zu veröffentlichen, wie sie dem „Handelsblatt“ vom Montag sagte. Schröder hält einen Frauenanteil von im Schnitt 20 Prozent im Jahr 2015 für „machbar“.
Im Koalitionsvertrag sei eine sogenannte verbindliche Berichtspflicht vereinbart und die solle „so schnell wie möglich kommen“, sagte Schröder dem „Handelsblatt“. Mit Einführung der Berichtspflicht würden Firmen, die keine Frauenquote veröffentlichen, gegen das Gesetz verstoßen, schreibt die Zeitung; die Selbstverpflichtung werde so zum Zwang. „Breitere Berichts- und Transparenzpflichten können Öffentlichkeit herstellen und Debatten auslösen“, sagte Schröder.
Telekom peilt freiwillig 30 Prozent an
Im März hatte die Deutsche Telekom als erster großer börsennotierter Konzern freiwillig eine Frauenquote eingeführt. Bis Ende 2015 sollen dort 30 Prozent der oberen und mittleren Führungspositionen im Konzern mit Frauen besetzt sein. Die Telekom argumentierte, Firmen mit einem höheren Frauenanteil erzielten ein signifikant besseres Ergebnis und eine höhere Rentabilität.
Die Regierungskommission für gute Unternehmensführung (Corporate Governance) empfiehlt, dass die 30 größten börsennotierten Firmen im Dax und die 50 mittelgroßen Firmen im MDax Frauen in ihren Aufsichtsräten „angemessen“ berücksichtigen. Der Vorsitzende Klaus-Peter Müller erklärte Ende Mai, im bevorstehenden Kampf um die besten Talente wäre die mangelnde Berücksichtigung von Frauen ein „gravierender Nachteil im globalen Wettbewerb“.
Keine gesetzliche Regelung geplant
Ministerin Schröder lobte die „stetige Verbesserung“ in der Wirtschaft. „Aber wir brauchen eine ständige Veränderung in die richtige Richtung.“ Eine gesetzlich vorgeschriebene Quote will sie aber nicht einführen. „Das Beste an einer angedrohten Quote ist, dass sie wie ein Damoklesschwert wirkt.“
Die Familienministerin wies Kritik zurück, die Politik sei schuld am niedrigen Frauenanteil in den Führungsetagen der Unternehmen, da über Jahrzehnte kaum Kinderbetreuung angeboten worden sei. Schröder sagte: „Wir haben mächtig zugelegt: Das ist ja gerade einer der Gründe, warum ich so für den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz ab 2013 kämpfe.“ Damit falle diese Ausrede für die Firmen weg. Die Wirtschaft müsse jetzt auch mitmachen, appellierte sie.
Die Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen, Elke Ferner, forderte dagegen eine gesetzliche Frauenquote in Aufsichtsräten, wie sie in Norwegen „mit großem auch wirtschaftlichem Erfolg“ eingeführt wurde. Die Frage, ob mit Nachdruck der Frauenanteil in Führungspositionen und Aufsichtsräten gesteigert werde, dürfe nicht ins Belieben der Wirtschaft gestellt werden. Die Grünen erklärten, sie unterstützten Schröders Vorschlag, verbindliche Ziele festzulegen. Ein Frauenanteil von 20 Prozent reiche aber nicht aus. Sie forderten eine verbindliche Frauenquote von 40 Prozent in Aufsichtsräten bis 2017. (afp)