Berlin. .

Der Deutsche Apothekerverband wirft den Krankenkassen vor, dass sie Einsparungen durch Rabattverträge für Arzneimittel nicht an die Patienten weitergeben. „Die Kassen verheimlichen eine Milliarden-Einsparung“, sagte der DAV-Vorsitzende Fritz Becker am Freitag in einem Medienbericht.

Im Streit um die Zusatzbeiträge haben die Apotheker den gesetzlichen Krankenkassen eine Verschleierung ihrer Finanzlage vorgeworfen. Der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), Fritz Becker, kritisierte in der „Bild“-Zeitung von Freitag, die Krankenkassen würden Einsparungen durch Arzneimittel-Rabattverträge nicht an die Versicherten weitergeben. „Die Kassen verheimlichen ihren Versicherten eine Milliarden-Einsparung“, sagte Becker. Mit dem Geld könnten Millionen Versicherte entlastet werden, die jetzt von Zusatzbeiträgen bedroht seien.

Nach Schätzungen des DAV sparen die Krankenkassen über Rabattverträge jährlich deutlich mehr als eine Milliarde Euro ein. Becker äußerte die Befürchtung, mit diesem Geld würden „steigende Verwaltungsausgaben gegenfinanziert“. Der Verbandschef forderte die Krankenkassen zu mehr Transparenz auf.

Auch der Kieler Gesundheitsökonom und Leiter des Instituts für Mikrodatenanalyse, Thomas Drabinski, befürchtet, dass viele gesetzlich Versicherte zu hohe Zusatzbeiträge bezahlen. „Die Zusatzbeiträge könnten deutlich niedriger ausfallen, wenn die Kassen ihre Finanzsituation offenlegen“, sagte Drabinski der „Bild“. So sei beispielsweise unklar, welche Kassen zu viel Geld aus dem Gesundheitsfonds erhielten. Dieses Geld könnte stattdessen an Kassen mit einem Defizit ausgezahlt werden, so dass angekündigte Zusatzbeiträge geringer ausfallen könnten.

Umfrage-Mehrheit will keinen Wechsel im Gesundheitssystem

Eine Sprecherin der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) wies die Vorwürfe zurück. „Durch die Rabattverträge sparen die Versicherten Geld bei Arzneien und müssen bei vielen Medikamenten weniger dazubezahlen“, sagte sie der Zeitung.

Eine breite Mehrheit der Deutschen ist einer Umfrage zufolge gegen einen grundlegenden Wechsel im Gesundheitssystem. 72 Prozent sind der Ansicht, das bestehende Gesundheitssystem sei „im Prinzip in Ordnung und müsste nur hier und da ein bisschen verändert werden“, ermittelte das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap für den ARD-Deutschlandtrend Februar. 27 Prozent sind hingegen der Meinung, dass „generell ein neues System“ gebraucht werde.Allerdings ist der Wunsch nach mehr Transparenz im Gesundheitssystem sehr hoch. 91 Prozent der Deutschen sind der Meinung, „Patienten sollten genau erfahren, was ein Arztbesuch oder ein Klinikaufenthalt eigentlich kostet“.

Die Bereitschaft, mehr Geld für Gesundheit auszugeben, ist bei der Mehrheit der Bürger vorhanden, der von den Krankenkassen angekündigte Zusatzbeitrag stößt jedoch auf Ablehnung. 61 Prozent finden, Gesundheit sei „so wichtig im Leben, dass man dafür ruhig etwas mehr bezahlen kann.“ 72 Prozent sind aber auch der Meinung, dass der von vielen Kassen angekündigte pauschale Zusatzbeitrag von acht Euro ungerecht sei, „weil er unabhängig vom Einkommen für jeden gleich hoch ist“.

Für die Umfrage hat Infratest dimap von Montag bis Dienstag dieser Woche 1002 Bundesbürger telefonisch befragt. (afp/ddp)