Berlin. .
Knapp vier Monate nach dem tödlichen Luftangriff auf zwei Tanklaster in Afghanistan gibt es neue Vorwürfe gegen den verantwortlichen Bundeswehr-Oberst Georg Klein. Er soll sich beim Angriff auf Tanklaster in Afghanistan vom üblichen Kontrollsystem isoliert haben.
Knapp vier Monate nach dem tödlichen Luftangriff auf zwei Tanklaster in Afghanistan gibt es neue Vorwürfe gegen den verantwortlichen Bundeswehr-Oberst Georg Klein. Wie der «Spiegel» am Samstag unter Berufung auf den geheimen NATO-Abschlussbericht schrieb, soll sich Klein während des Angriffs «vom System der gegenseitigen Kontrolle und gemeinsamen Verantwortung» isoliert haben. Außerdem enthielt die Bundeswehr dem Bericht zufolge den US-Jagdbomberpiloten, die den Angriff ausführten, wichtige Informationen vor. Bei dem Vorfall wurden am 4. September bis zu 142 Menschen getötet.
Wie der «Spiegel» berichtet, waren die mutmaßlichen Verstöße des Obersts gegen NATO-Vorschriften nur möglich, weil dieser ausschließlich vom Gefechtsstand der Task Force 47 aus agiert habe. Während die Bundeswehr die Rolle der Task Force und damit des KSK bisher stets heruntergespielt habe, komme die NATO zu einem anderen Ergebnis. In dem Bericht heiße es, «dass der Einsatz hauptsächlich vom Personal der Task Force 47 initiiert und ermöglicht wurde». Die deutsche Spezialeinheit Task Force 47 agiert strikt abgeschirmt auf dem Gelände des deutschen Feldlagers in Kundus. Die Einheit besteht zur Hälfte aus KSK-Elitesoldaten und zur anderen aus Aufklärern der Bundeswehr.
Abbruch des Einsatzes erwogen
Einer der beiden Jagdbomberpiloten sagte dem «Spiegel» zufolge, er habe die ganze Nacht kein gutes Gefühl gehabt. Der Mann habe gar den Abbruch des Einsatzes erwogen, da er gespürt habe, dass der deutsche Kommandeur am Boden das Bombardement um jeden Preis wollte.
Aus dem geheimen NATO-Bericht geht laut «Spiegel» hervor, dass die Bundeswehr über einen Informanten wusste, dass mindestens einer der beiden Fahrer der Tanklastwagen noch am Leben war, als diese die Sandbank im Fluss erreicht hatten. Der Übersetzer der Task Force 47, ein Afghane mit deutschem Pass, der in der Nacht mindestens sieben Mal mit dem afghanischen Informanten gesprochen habe, habe dies als Zeuge vor NATO-Ermittlern ausgesagt. Der Fliegerleitoffizier von Oberst Klein habe auf Nachfragen von US-Seite solche Informationen jedoch verneint.
Einer der beiden US-Piloten machte dem Bericht zufolge gegenüber den NATO-Ermittlern klar, dass sie ihre Waffen nicht eingesetzt hätten, wenn ihnen klar gewesen wäre, dass einer der entführten Tanklasterfahrer unter den Menschen im Zielgebiet sei. (apn)