Düsseldorf. .

Die moralische Messlatte zur Bewertung auch des eigenen Handelns legte Regina van Dinther (CDU) zu Beginn ihrer Amtszeit als NRW-Landtagspräsidentin ziemlich hoch. „Hier zieht ab sofort eine neue Bescheidenheit ein”, gab die heute 51-Jährige 2005 als Leitlinie vor. Sie sei mit fünf Geschwistern groß geworden, „da lernt man, bescheiden zu sein”.

Für zwei Sitzungen bei der Ruhrkohle (RAG) 30 000 Euro einzustreichen, die manch hart arbeitende Verkäuferin nicht in einem Jahr verdient, passt dabei nicht so ganz ins selbst gezeichnete Bild der stets um große Volksnähe bemühten Landesvorsitzenden der Frauen-Union. Getreu ihrer Ansage als Präsidentin hätte van Dinther streng genommen auch ihren Vize Edgar Moron (SPD) zur Mäßigung anhalten müssen, der für die insgesamt vier gemeinsamen Stunden bei der RAG immerhin noch 22 500 Euro erhielt. Zumal van Din­ther und Moron mit monatlich 13 400 bzw. 12 500 Euro für ihre Ämter bereits finanziell erheblich besser ausgestattet sind als die normalen Abgeordneten (10 000 Euro).

Erst vorige Woche hatte van Dinther eine „zunehmend materialistische Ausrichtung und den damit einhergehenden Werteverlust” beklagt – in einer Moralpredigt zur Eröffnung einer Ausstellung über die Bedeutung von Werten für das Miteinander der Gesellschaft im Landtag. „Viel zu ­lange wurde aus falsch verstandener Toleranz über Fehlverhalten hinweggesehen”, rief die Hattingerin zu mehr Zivilcourage auf.

Angesäuert über die „RAG-Affäre” ist Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU). Zumal van Dinther nicht zum ersten Mal unter Beschuss gerät. Zuletzt wurde ihr im Dezember von SPD und Grünen eine „Verletzung des Neutralitätsgebots” vorgeworfen. In der „Gehaltsaffäre” Wüst (er hatte vom Landtag zuviel Krankenkassenzuschüsse kassiert) hatte sie einen Brief geschrieben, der als Versuch einer „Reinwaschung” des CDU-Generalsekretärs gewertet worden war.