Paris/ Berlin.

Doch nur eine Nebelkerze? Airbus-Chef Thomas Enders droht, der Militärtransporter A400M stünde vor dem Aus. Regierungsmitarbeiter dementieren. Weder Airbus noch die Staaten können sich ein Scheitern des Projekts leisten.

Trotz langjähriger Schwierigkeiten wird in Berlin und Paris mit der Anschaffung des heftig diskutierten europäischen Militärtransporters A400M «fest gerechnet». «Er kommt doch», war am Mittwoch aus deutschen und französischen Regierungskreisen zu hören.

Enders wollte „nur Druck machen“

Airbus-Chef Thomas Enders hatte die «Botschaft» zum möglichen Ausstieg aus dem Projekt geschickt in die Medien lanciert: Falls sich die Bestellernationen nicht in größerem Umfang an den entstandenen Mehrkosten in Höhe von rund elf Milliarden Euro beteiligen, drohe das Ende für den A400M. «Das hat auf uns keinen Eindruck gemacht», sagte ein hoher Beamter der Nachrichtenagentur ddp unter der Hand am Mittwoch in Berlin. Enders habe «nur Druck machen wollen».

Das Flugzeug, auf das die Luftwaffen von sieben europäischen Nationen schon «sehnsüchtig» warten, hat sich bisher nur durch Pleiten, Pech und Pannen ausgezeichnet. Am 11. Dezember hatte endlich der erste Prototyp mit seinen gewaltigen vier Turboprop-Triebwerken, von denen jedes 11 000 PS leistet, vom Werksgelände im spanischen Sevilla zum Jungfernflug abgehoben. Der Pilot fand das Flugzeug «phantastisch». Es wird als ein «Quantensprung» in der strategischen militärischen Transportfliegerei angesehen. Ein General in Berlin meinte: «Der A400M trifft für uns genau ins Schwarze. Er muss nur richtig fliegen können».

Bestellerländer sollen Mehrkosten von 5,3 Milliarden übernehmen

Nach vielen Verhandlungen zwischen den Staatssekretären der Bestellerländer - Deutschland, Frankreich, Spanien, Großbritannien, die Türkei, Belgien und Luxemburg - soll bis Ende Januar die «Schicksalsentscheidung» für den A400M fallen. Ursprünglich war ein Preis für 180 Maschinen in Höhe von 20 Milliarden Euro vereinbart worden. Die Kosten liefen aber aus dem Ruder.

Vom Hersteller Airbus wird verlangt, dass die Käufer von den aufgelaufenen Mehrkosten von 11,3 Milliarden Euro 5,3 Milliarden übernehmen. Der Airbus- Mutterkonzern EADS würde neben den schon verbuchten 2,4 Milliarden die restlichen 3,6 Milliarden Euro tragen.

Entscheidung auf Chefebene erwartet

Deutschland gab sich bisher bei dem Fingerhakeln mit Airbus-Chef Enders, der als ehemaliger Fallschirmjäger der Bundeswehr in der Branche scherzhaft «Major Tom» genannt wird, hart. Frankreichs Verteidigungsminister Herve Morin signalisierte dagegen Airbus Entgegenkommen. Nach Aussagen von Luftwaffenoffizieren hat Morin dafür einen «schwerwiegenden Grund». Frankreich fliegt die ältesten Transportmaschinen vom Typ Transall- C-160, die «am Ende sind», erläuterte ein französischer Offizier. Die Deutsche Luftwaffe hatte hingegen ihre Transalls, die auch über 30 Jahre im Dienst sind, zwischenzeitlich modernisiert. Der A400M soll die Transall-Transportflugzeuge möglichst schnell ablösen.

In Berlin und Paris hieß es übereinstimmend, es werde letztlich alles darauf hinauslaufen, dass der Gordische Knoten zur Aufteilung der Mehrkosten zwischen den Käufern und Airbus nur auf höchster Ebene durchschlagen werden kann. Es sei zu erwarten, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy das größte und ehrgeizigste Rüstungsprojekt Europas durch einen Kompromissvorschlag zwischen Airbus und den Käuferländern zur Mehrkostenaufteilung retten werden.

Ein Scheitern können sich weder Airbus noch die Besteller leisten

Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD, Rainer Arnold, zeigte sich überzeugt davon, dass eine Lösung gefunden werde. Eine Aufgabe des A400M-Projekts wäre für Airbus ein enormer Prestigeverlust, für die Besteller geradezu ein Fiasko, wurde von Insiderkreisen argumentiert.

Im Gespräch ist eine Tranchen-Lösung zur Beschaffung des A400M. Die Käufernationen ließen das Budget für die Beschaffung, bei der 60 Maschinen für die Bundeswehr vorgesehen sind, unverändert. Zunächst sollen jedoch weniger Flugzeuge geliefert werden, eventuell für die Bundeswehr nur 48. Die restlichen zwölf könnten dann zu einem späteren Zeitpunkt bestellt werden.

So könnten in Europa 40 000 Arbeitsplätze durch den Bau des A400M geschaffen werden, allein in Deutschland 11 000. Nach ddp-Informationen gibt es bereits ein «britisches Modell». Die Briten wollten 25 Flugzeuge kaufen, hätten sich aber schon mit EADS geeinigt, erst einmal nur zwischen 15 oder 20 Maschinen abzunehmen. (ddp)