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Noch besitzen die USA und Russland mit ihren Atomwaffen ein großes Auslösch-Potenzial. Mit ein bisschen Abrüstung im neuen Jahr kommt die Menschheit einer atomwaffenfreien Welt etwas näher. Im Januar wollen die zwei Großmächte per Vertrag die nuklearen Sprengköpfe weiter reduzieren.
Zu Weihnachten gibt es die gute Nachricht, dass jene, die eine atomwaffenfreie Welt herbeisehnen, ihrem Traum einen Schritt näher gekommen sind. Freilich nur einen klitzekleinen. Denn der amerikanisch-russische Vertrag über die Reduzierung strategischer Kernwaffen (START II) lässt noch überreiche Potenziale zur völligen Auslöschung übrig. Im Januar werden die Atommächte, im Besitz von über 90 Prozent aller Kernwaffen, feierlich besiegeln, die Zahl der nuklearen Sprengköpfe maximal auf je 1 675 und die der Trägersysteme auf je 1 100 zu senken. Damit reduzieren die USA und Russland ihre strategisch nuklearen Arsenale um wenigstens ein Viertel.
Viel Misstrauen und Zweifel
Acht Monate haben die Unterhändler in unzähligen Genfer Verhandlungsrunden gefeilscht um Zahlen, Angriffs- und Verteidigungspotenziale und gegenseitige Inspektionen, dreimal trafen sich die Präsidenten Obama und Medwedew - zuletzt am Rande des Klimagipfels in Kopenhagen. Am Willen, den fälligen Folgevertrag für das nach 15 Jahren ausgelaufene START I-Abkommen abzuschließen, konnte niemand zweifeln. Doch ehe die letzten technischen Details in trockenen Tüchern sind, gilt es noch jede Menge Misstrauen und Zweifel zu überwinden. So fürchten Skeptiker in der russischen Armee, der Abbau der nuklearen Arsenale werde den USA mehr Vorteile bringen als Russland. Tatsächlich verfügt das Riesenreich nur noch begrenzt über eine schlagkräftige Streitmacht. Allein die nukleare Abschreckung definiert noch Russlands verblassten Großmachtanspruch.
Umstritten bleibt auch der Umgang mit den schweren Langstreckenbombern und den seegestützten Raketen der USA, die Moskau als Bedrohung wahrnimmt und durch landgestützte mobile Startrampen für seine Interkontinentalraketen neutralisieren will. Die russischen Topol-M-Raketen hingegen irritieren die USA, weil sie derzeit über nichts Gleichwertiges verfügen. Doch nicht nur beiderseitige wirtschaftliche Zwänge zu Einsparungen beflügelt den Raketenpoker, sondern mehr noch die Sorge um die weltweite Weiterverbreitung atomarer Waffen.
Abrüstungsversprechen einlösen
Denn in unserer so unfriedlichen Welt vermag das Szenario eines nuklearen Terrorismus Realität werden, obgleich die Atomwaffen, die im Kalten Krieg eine stabilisierende Wirkung hatten, in den Konflikten von morgen kaum noch eine sinnvolle Rolle spielen. Die Chancen für eine Welt ohne Atomwaffen aber bleiben nur gewahrt, wenn die USA und Russland ihre Abrüstungsversprechen auch wirklich einlösen und so die Habenichtse bewegen, ihre militärischen Atomprogramme einzustellen. Die Konferenz zur Überprüfung des Nicht-Verbreitungsvertrages im nächsten Mai ist nur erfolgreich, wenn endlich Ernst gemacht wird mit der Abrüstung – nach der Devise: Verkleinern Amerikaner und Russen ihre Arsenale, so die Hoffnung, brauchen andere keine Bombe. Dann wird auch der Iran unter Druck geraten, seinen Pflichten aus dem Nicht-Verbreitungsvertrag nachzukommen. Den hat er nämlich unterschrieben.