Belgrad. .
Fast 20 Jahre nach der Auflösung Jugoslawiens können Reisende aus Serbien, Mazedonien und Montenegro seit diesem Wochenende ohne Visum in die EU reisen. Für Bosnien-Herzegowina, Albanien und das Kosovo gilt allerdings weiter Visumpflicht.
Mit Feuerwerk und Sekt haben Serbien, Mazedonien und Montenegro das Ende der Visumspflicht bei Einreisen in die Europäische Union gefeiert. Seit Samstag um Mitternacht sind die drei Balkanländer mit den meisten anderen Staaten Europas gleichgestellt. «Endlich sind wir frei», sagte ein Student aus der serbischen Grenzstadt Subotica, der noch in der Nacht mit hunderten anderen Serben für kurze Zeit das Nachbarland Ungarn besuchte.
In der mazedonischen Hauptstadt Skopje kündigte eine riesige Uhr vor Mitternacht die noch verbleibende Zeit bis zur neuen Ära der Reisefreiheit an. Bei den Feiern in Belgrad sagte der serbische Außenminister Vuk Jeremic: «Wir werden diesen Tag nie vergessen. Endlich gelten für uns dieselben Regeln wie für andere.»
Feier mit Champagner
Etwa 50 Serben flogen noch in der Nacht mit Vizeministerpräsident Bozidar Djelic zum EU-Sitz nach Brüssel. Nach einer Feier mit Champagner an Bord ihres Flugzeugs zeigten sie sich begeistert über den freundlichen Empfang in der belgischen Hauptstadt.
Als es den Vielvölkerstaat Jugoslawien noch gab, genossen alle Bürger Reisefreiheit in die EU. Nach der Auflösung des Landes 1991 und den Balkankriegen der folgenden Jahre wurde jedoch eine Visumspflicht eingeführt, die im Falle von Serbien, Mazedonien und Montenegro fast 20 Jahre lang galt. Reisebüros berichten nun über zahlreiche Buchungen von Reisen in die EU über Neujahr. Für viele bleibt der Wegfall der Visumspflicht wegen der Armut in der Region jedoch bedeutungslos: «Das ist ein Witz», sagte die 42-jährige Jelena Cavic aus Belgrad. «Ich kann von Europa nur träumen.»
Für Bosnien-Herzegowina und das Kosovo wurden die Beschränkungen bislang noch nicht aufgehoben und für Albanien ebenfalls nicht. (apd)