Frankfurt. Der Kölner Kardinal Meisner hat nach einem NS-Vergleich Zuspruch von der Piusbruderschaft bekommen. Meisner hatte einen Evolutionsbiologen mit Nazis verglichen und ihn "Vorreiter der neuen Gottlosen" genannt. Die Piusbruderschaft fordert, dass auch andere Bischöfe ihre Stimme erheben.
Nach seinem umstrittenen NS-Vergleich hat der Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner Zuspruch von der Piusbruderschaft erhalten. Meisner hatte dem britischen Evolutionsbiologen Richard Dawkins ein mit der Nazi-Ideologie vergleichbares Weltbild vorgeworfen. Der Distriktobere der Bruderschaft in Deutschland, Franz Schmidberger, sagte, Meisner liege richtig. Er wünsche sich mehr Bischöfe, die bei diesem Thema die Stimme erhöben.
«Meisner hat Recht, weil Dawkins Thesen genau dem Gedankengut totalitärer Regime entsprechen», sagte Schmidberger der «Leipziger Volkszeitung» (Freitagausgabe). Dawkins vermittele genau das Gedankengut einer atheistisch-totalitären Ideologie. «Wer Gott missachtet und völlig ausschaltet aus dem Weltbild, der wird letztlich auch zu einer Verachtung des Menschen kommen, weil er den Menschen nur noch als Materie, als Ware sieht», sagte Schmidberger.
Zu Meisners umstrittenem Nazi-Vergleich sagte Schmidberger, Meisner liege richtig, wenn er Dawkins vorwerfe, dessen aggressiver Kampf gegen Glaube und Kirche führe zur Abschaffung des Menschen, wofür letztlich auch KZs und Gulags stehen. «Das ist richtig, was Kardinal Meisner gesagt hat», sagte er.
Nazi-Vergleiche «leider ein bisschen gefährlich»
Ob der Nazi-Vergleich klug war, sei eine andere Sache. «Leider ist es in Deutschland immer ein bisschen gefährlich, wenn man Vergleiche mit KZs anstellt. Da handelt man sich gleich den Vorwurf ein, man sei Antisemit», sagte Schmidberger und fügte hinzu: «Aber grundsätzlich führt das, was Dawkins sagt, in letzter Konsequenz genau dazu.»
Für Schmidberger kommt Meisners Weckruf gegen «die Verharmlosung Dawkins» genau zur rechten Zeit. «Ich würde mir wünschen, dass andere Bischöfe ebenso die Stimme erheben und hier warnen.» Wenn es zu spät ist, würden viele der Kirche vorwerfen, sie habe nicht rechtzeitig die Stimme erhoben: «Sie sollen jetzt reden, es gilt heute den Feind zu bekämpfen.»
«Vorreiter der neuen Gottlosen»
Es gebe keinen Grund zur Verharmlosung. «Die heutige falsche Toleranz-Ideologie, schlussendlich auch dem Verbrechen gegenüber, ist sehr bedauernswert und führt zu katastrophalen Folgen.» Solch falsches, menschenverachtendes Gedankengut, wie es Dawkins verbreite, führe zur Ausbreitung einer gottvergessenen Ideologie und zum Wiederentstehen von totalitären Regimen.
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In Meisners Predigtext zum Gottesdienst an Allerheiligen (1. November) hatte es geheißen: «Ähnlich wie einst die Nationalsozialisten im einzelnen Menschen primär nur den Träger des Erbgutes seiner Rasse sahen, definiert auch der Vorreiter der neuen Gottlosen, der Engländer Richard Dawkins, den Menschen als 'Verpackung der allein wichtigen Gene', deren Erhaltung der vorrangige Zweck unseres Daseins sei.»
Nicht der erste umstrittene Vergleich Meisners
Der Kölner Erzbischof hat in der Vergangenheit immer wieder mit umstrittenen Vergleichen im Zusammenhang mit der NS-Zeit für Aufsehen gesorgt. Im September 2007 etwa sprach er von «entarteter Kunst», einem Begriff, den die Nazis geprägt hatten. Anfang 2005 hatte Meisner für Empörung gesorgt, als er Abtreibung mit den Verbrechen von Hitler und Stalin verglich.
Die ultrakonservative katholische Piusbruderschaft ist eine von der katholischen Kirche nicht anerkannte Priestervereinigung. Anfang dieses Jahres war sie in die Schlagzeilen geraten, weil Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation mehrerer Piusbrüder aufgehoben hatte, darunter auch die des Holocaust-Leugners Richard Williamson. (ap)