Berlin. Die Bundeskanzlerin sieht keinerlei Anlass, irgendetwas von ihrer Kritik am katholischen Kirchenoberhaupt zurückzunehmen. Der Kölner Kardinal Meisner hatte sie wegen ihrer Äußerungen zu den Vorgängen um Holocaust-Leugner Richardson heftig attackiert: Ihr Ton sei "unangemessen gewesen".
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lehnt trotz anhaltender Kritik aus den Reihen der katholischen Kirche eine Entschuldigung bei Papst Benedikt XVI ab. Die Regierungschefin habe zu dem Thema «alles gesagt, was dazu zu sagen war», stellte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm am Freitag in Berlin klar. Zuvor hatte der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner die Kanzlerin aufgefordert, sich bei Benedikt XVI. für ihre öffentliche Kritik im Zusammenhang mit dem Holocaust-Leugner Richard Williamson zu entschuldigen. Merkel solle damit Größe zeigen, sagte Meisner.
Ton "völlig unangemessen"
Zu der von Merkel Anfang Februar nach den Vorgängen um den erzkonservativen Bischof aus Großbritannien öffentlich geforderten Klarstellung des Papstes sagte der Kölner Erzbischof: «Ich finde, dass eine der größten Fehlleistungen die öffentliche Papst-Schelte war.» Der Ton sei «völlig unangemessen» gewesen. Er wisse von vielen Katholiken und auch Protestanten, «die deswegen aus der CDU ausgetreten sind.» Die Kanzlerin sei offensichtlich von ihren Mitarbeitern nicht darüber informiert worden, dass die von ihr verlangte Klarstellung durch den Papst «bekanntlich bereits eine Woche zuvor geschehen war.»
Dass vor allem aus Deutschland Kritik am deutschen Papst laut werde, kommentierte Meisner mit den Worten: «Viele Deutsche merken gar nicht, wie lächerlich wir uns in aller Welt mit dieser Papstmäkelei machen.»
Der CSU-Abgeordnete Norbert Geis begrüßte Meisners Aufforderung an Merkel. «Ich kann das nur unterstützen», sagte er. «Die Kritik ist völlig unberechtigt.» Merkel müsse sich entschuldigen. «Wenn man in dem Papst nicht das Oberhaupt der katholischen Kirche sieht, sollte man ihn wenigstens als Staatsoberhaupt respektieren», sagte Geis. Auf die Frage, warum bei Merkels jüngstem Besuch in der Katholischen Akademie Berlin niemand die Papst-Kritik angesprochen habe, erwiderte der CSU-Politiker: «Das ist die übliche politische Korrektheit.»
Kardinal Meisner verteidigte Benedikt XVI. ausdrücklich auch gegen Vorwürfe anlässlich dessen jüngster Afrika-Reise: «Dem Papst wurde unterstellt, er habe alle Welt aufgefordert, keine Kondome zu benutzen. Das hat er aber gar nicht getan», erklärte Meisner. Der Papst habe keinen Mann, der wahllos mit Frauen schlafe, aufgefordert, auch noch auf Kondome zu verzichten. Vielmehr habe er darauf hingewiesen, «dass man dafür sorgen muss, dass solche Männer auf ihren unverantwortlichen Umgang mit Sexualität verzichten».
Bono nennt Papst-Äußerungen sehr besorgniserregend
U2-Sänger Bono kritisiert dagegen die Äußerungen zu Kondomen. Benedikts Vorgänger Papst Johannes Paul II. sei ein Held der Entschuldungskampagne für Afrika gewesen. «Und vor dem Hintergrund des bereits Erreichten fand ich es jetzt sehr besorgniserregend, zu hören, wie sich Papst Benedikt XVI. gegen den Gebrauch von Kondomen aussprach», sagte der Rockstar der «Frankfurter Rundschau».