Berlin. Im letzten Moment hat die Bundesregierung laut Medienberichten den Einsatz der Spezialeinheit zur Erstürmung des deutschen Frachters "Hansa Stavanger" gestoppt. Mit der Operation sollten die 24 Geiseln aus der Hand der somalischen Piraten befreit werden. Das Risiko schien jedoch zu hoch.

Die Bundesregierung hat laut Medienberichten einen GSG-9-Einsatz zur Erstürmung des vor Somalia gekaperten deutschen Frachters «Hansa Stavanger» im letzten Moment gestoppt. Die verdeckte Operation einer mehr als 200 Mann starken Spezialeinheit sei wegen zu hoher Risiken für das Leben der 24 Geiseln und der Polizisten eingestellt worden, berichteten die Nachrichtenmagazine «Focus» und «Der Spiegel» am Samstag übereinstimmend. Laut «Focus» hatten die Piraten an Bord des Hamburger Containerschiffs die Wachen verdoppelt und jede Schiffsbewegung vor der Küste beobachtet.

Bereits in der Nähe der Frachters

Nach «Spiegel»-Informationen war die Spezialeinheit vom amerikanischen Hubschrauberträger USS «Boxer» bereits in die Nähe des Frachters transportiert worden, ehe sie am Mittwochabend zurückbeordert wurde. In Berlin sei die Entscheidung nach einer Sitzung des Krisenstabs im Verteidigungsministerium gefallen. Zuvor habe der Sicherheitsberater von US-Präsident Barack Obama, James Jones, die notwendige Zustimmung für den Einsatz verweigert. Für die Rettungsaktion hatte der Krisenstab die US-Regierung um Hilfe gebeten.

Reederei soll Kontakt zu Entführern aufgenommen haben

Die GSG 9 soll nun nach Deutschland zurückkehren. Während der dreiwöchigen Planungen der geheimen Kommandoaktion hatte es dem Hamburger Nachrichtenmagazin zufolge mehrfach Streit zwischen den beteiligten Ministerien gegeben. Das Auswärtige Amt habe dem Innenministerium vorgeworfen, ohne Not die US-Regierung eingebunden zu haben. Außerdem sei keine ausreichende Risikoanalyse vorgelegt worden.

Die «Hansa Stavanger» war am 4. April von Piraten entführt worden. An Bord des Frachters befinden sich auch fünf deutsche Crewmitglieder. Das Boot liegt zurzeit vor Haradere in einem der von Piraten kontrollierten Häfen von Nordsomalia. Die betroffene Hamburger Reederei Leonhardt & Blumberg hat nach «Focus»-Informationen inzwischen Kontakt zu den Piraten aufgenommen. Verhandelt werde über eine Lösegeldsumme von knapp fünf Millionen US-Dollar. (ap)

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