Düsseldorf. Zeigt die vorgelegte Unterrichtsausfallstatistik in NRW nicht das ganze Ausmaß nicht erteilter Stunden? Jetzt geht es um „Rohdaten“.
Das NRW-Schulministerium soll das ganze Ausmaß des Unterrichtsausfalls in Nordrhein-Westfalen offenlegen. Die SPD-Opposition im Landtag fordert die Herausgabe der sogenannten Rohdaten und eine Auflistung nicht erteilter Stunden für jede der rund 5000 allgemeinbildenden Schulen in NRW. Ein entsprechender Antrag wird an diesem Mittwoch im Düsseldorfer Parlament beraten.
„Wir brauchen Klarheit, wie aussagekräftig die bislang vorgelegte Unterrichtsausfallstatistik überhaupt ist“, sagte SPD-Oppositionsführer Jochen Ott. Das Schulministerium hatte zuletzt erstmals seit der Corona-Pandemie wieder Zahlen veröffentlicht und eine Verschlechterung der Lage einräumen müssen.
Im ersten Schulhalbjahr 2023/24 fielen in NRW 4,7 Prozent der Unterrichtsstunden „ersatzlos aus“. Bei der Erhebung im ersten Halbjahr 2018/19 waren es noch 3,3 Prozent der Stunden. Während vor fünf Jahren noch 83 Prozent des Unterrichts gemäß Stundenplan angeboten werden konnte, war es zuletzt nur noch 78.3 Prozent. Der Anteil von Vertretungsunterricht stieg von 5,9 Prozent auf 8,1 Prozent.
NRW-Schulministerin verweist auf Sondereffekte beim Unterrichtsausfall
Schulministerin Dorothee Feller (CDU) hatte im Zusammenhang mit dem gestiegenen Unterrichtsausfall auf Sondereffekte wie einen zusätzlichen pädagogischen Tag und eine außergewöhnlich hohe Zahl an akuten Atemwegsinfektionen unter Lehrkräften von Oktober bis Dezember 2023 verwiesen.
Die Opposition moniert, dass unklar bleibe, inwiefern die Statistik auch den sogenannten strukturellen Unterrichtsausfall berücksichtige. Dabei handelt es sich um Stunden, die Schulen von vornherein gar nicht erst in die Stundentafeln schreiben, weil sie wegen Personalmangels die Vorgaben der Ausbildungs- und Prüfungsordnungen des Landes ohnehin nicht erfüllen können. Zudem verdeckten landesweite Durchschnittswerte, dass einzelne Schulen überproportional stark gebeutelt seien.
In NRW fehlen mehr als 7000 Lehrkräfte
Die SPD verweist etwa auf eine Schule in Gelsenkirchen-Ückendorf, die 200 von 1600 Stunden aus ihrer Stundentafel restlos streichen musste, weil sie nicht mehr über das entsprechende Lehrpersonal verfügte. Die Veröffentlichung von Rohdaten und schulscharfen Ausfallzeiten soll aufzeigen, dass der Lehrkräftemangel vor allem Einrichtungen in sozialen Brennpunkten trifft und schwerpunktmäßig in Fächern wie Mathematik durchschlägt.
In NRW fehlen zurzeit über 7000 Lehrkräfte, zudem sind etwa neun Prozent aller Schulleistungsstellen unbesetzt. Die FDP bezweifelt die Wirksamkeit des schwarz-grünen Konzepts für eine bessere Unterrichtsversorgung und warnt davor, die aktiven Lehrkräfte weiter zu vergraulen. In einem Antrag für die Landtagssitzung an diesem Mittwoch fordern die Liberalen, die jüngsten Maßnahmen zur Verschlechterung der Arbeitsplatzattraktivität wie Teilzeiteinschränkungen oder Abordnungen ohne Einverständnis der Lehrkräfte zurückzunehmen.