Berlin. Eine Fehlerkette führte zum tödlichen Angriff auf den Hilfskonvoi von World Central Kitchen. Nun rollen erste Köpfe in Israels Armee.
Israels Armee hat den Angriff auf einen Konvoi von World Central Kitchen (WCK) untersucht, schwerwiegende Fehler ausgemacht und Konsequenzen gezogen. Zwei Offiziere wurden nach Agenturberichten am Freitag abgesetzt: der verantwortliche Kommandeur sowie der Stabschef der betroffenen Brigade.
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Israels Regierung steht seit Tagen international unter Druck, vornehmlich aus zwei Gründen:
- Wegen der Opfer unter den Helfern, sieben Menschen aus Australien, Polen, Großbritannien, den USA, Kanada und den Palästinensergebieten.
- Und wegen eines Angriffs auf die iranische Botschaft in Syrien.
Der zweite Vorfall wird so ernst eingeschätzt, dass laut „Times of Israel“ am Freitag weltweit 28 israelische Botschaften geschlossen blieben. Befürchtet werden iranische Vergeltungsschläge.
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Fehlerkette mit verheerenden Folgen
Generalstabschef Herzi Halevi räumt in den eigenen Reihen auf, weil die Armee ein „schwerwiegendes Versagen“ feststellte. Es kam zu einer Kette von Fehleinschätzungen.
Erstens, die israelischen Einsatzkräfte vermuteten bewaffnete Hamas-Mitglieder in Hifsfahrzeugen. Zweitens, sie identifizierten die Autos nicht als Wagen der WCK. Fazit: Die Angriffe seien unter „einer schwerwiegenden Verletzung der Befehle und der Standardarbeitsanweisungen“ der Armee durchgeführt worden.
So trug sich der Angrifff zu
Der ehemalige Generalmajor Yoav Har-Even leitete die Untersuchungskommission. Nach seiner Darstellung verließen mehrere Lastwagen am Montag um 22 Uhr den Pier am Strand von Gaza. Zuvor waren per Schiff WCK-Hilfsgüter angeliefert und auf die Lastwagen verladen worden.
Wenig später beobachteten die Israelis über eine Drohne, wie weitere Fahrzeuge dazustießen. Auf dem Dach eines Lastwagens war ein bewaffneter Mann, der um sich schoss. „Leider ist es oft vorgekommen, dass Hamas-Kämpfer die humanitäre Hilfe von Zivilisten gestohlen haben. Auch bei dieser Mission ist das vorgefallen“, erläutert Armeesprecher Daniel Hagarii.
Später verließen vier Fahrzeuge das Lager, eines fuhr in den Norden, drei in den Süden. Den Lastwagen sahen die israelischen Soldaten nicht. Sie folgerten daraus, dass die humanitäre Mission beendet und Hamas-Kämpfer mit den Fahrzeuge unterwegs seien.
Hilfsorganisation fordert unabhängige Untersuchung
Der Drohnenpilot sah jemanden mit einer Tasche in ein Auto einsteigen, in dem sich die WCK-Mitarbeiter befanden. Er ging davon aus, dass es sich um ein Gewehr handelte. Daraufhin wurde der Wagen beschossen, später ein zweites und drittes Fluchtauto. Der dritte Beschuss war fatal: Ihm fielen alle sieben WCK-Mitarbeiter zum Opfer.
Eigentlich lag ein Koordinationsplan von WCK aus, der nicht dem Piloten gegeben wurde, womöglich nicht einmal gelesen worden war. Dass ein bewaffneter Mann in einem der Autos saß, hätte überdies nicht ausgereicht, um es als Ziel festzulegen. Zumal die Autos von WCK mit einem Symbol der Organisation auf dem Dach markiert waren.
„Das ist eine der Lehren, die wir daraus ziehen: Wir müssen den Hilfsorganisationen Symbole bereitstellen, die in der Nacht sichtbar sind“, meinte Har-Even. „Das hätte nicht passieren sollen, und wir werden alles daransetzen, dass es nicht noch einmal passiert“, so Hagarii. WCK forderte eine Untersuchung durch eine unabhängige Kommission. (fmg)
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