Düsseldorf. Zum Start einer Organspende-Kampagne in NRW dringt Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) erneut auf die Widerspruchslösung.
Angesichts der geringen Bereitschaft zu Organspenden in Deutschland und in NRW startet ein Bündnis aus Medizinern und der AOK Rheinland/Hamburg eine neue Kampagne, um Menschen dazu zu bewegen, sich mit dem Thema Organspende zu beschäftigen und eine persönliche Entscheidung zu treffen. Der Hintergrund ist ernst: In NRW warten 1.800 Menschen auf ein Spenderorgan. Im vergangenen Jahr wurden aber gerade einmal 166 Organe gespendet.
Kampagne soll wachrütteln, aber niemanden bevormunden
Die Aufklärungskampagne „#NRWEntscheidetSich“ soll wachrütteln und zielt vor allem auf digitale Kanäle wie Facebook, Instagram, LinkedIn, Xing und X (vormals Twitter). Dahinter stehen die Essener Universitätsmedizin mit dem Westdeutschen Zentrum für Organtransplantation (WZO), die AOK Rheinland/Hamburg und als Schirmherr NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU), der die Vorstellung der Initiative dazu nutzte, erneut für eine Widerspruchslösung bei der Organspende in Deutschland zu werben.
Laumann lässt nicht locker: NRW trägt das Thema Organspende in Bundesrat und Bundestag
Laumann, der sich seit vielen Jahren für die Widerspruchslösung stark macht, kündigte am Donnerstag einen entsprechenden Vorstoß aus NRW für die Sitzung des Bundesrates am 14. Juni an. Sollte sich in der Länderkammer eine Mehrheit dafür finden, müsste sich der Bundestag spätestens im Herbst erneut mit der Organspende beschäftigen. „Der aktuelle Bundestag hat dazu noch nicht entschieden, und ich möchte, dass er dies tut“, so der Minister.
Bisher stimmte der Bund nur für die Zustimmungslösung bei der Organspende. Das bedeutet, dass potenzielle Spender einer Organtransplantation ausdrücklich zustimmen müssen. Die Widerspruchslösung würde bedeuten, die Menschen müssten klarstellen, dass sie eine Organspende für sich ablehnen.
Widerspruchslösung ist in vielen EU-Ländern Standard, und das mit Erfolg
„Wir müssen in Deutschland zu einer Widerspruchslösung kommen“, betonte der Minister. Es gebe sie in 26 europäischen Partnerländern, und dort seien die Organspende-Zahlen höher als in Deutschland. Es gebe auch hierzulande eine große gesellschaftliche Zustimmung dafür. Einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aus dem Jahr 2021 zufolge stehen etwa 80 Prozent der Deutschen einer Organspende positiv gegenüber.
AOK-Vorstand Sabine Deutscher sagte, die Organspende sei ein „Thema der Solidarität und Nächstenliebe“. Ein Widerspruch gegen eine Spende müsse allerdings ohne Wenn und Aber akzeptiert werden, so Laumann: „Es gibt keinen Rechtsanspruch auf ein Spenderorgan, und jeder Mensch kann über seinen Körper selbst bestimmen.“
Laumanns Warnung: Neues Organspende-Register dürfte keinen Durchbruch bringen
Bei der neuen Kampagne „#NRWEntscheidetSich“ gehe es nicht um „Belehrung, Druck und Zwang“, sondern um Information, versicherte der Chef der Essener Uni-Medizin, Prof. Jochen Werner. Vorbild ist die Kampagne „ruhrentscheidetsich.de“, über die laut der Leiterin des WZO, Dr. Ebru Yildiz, bereits mehr als 7000 Organspendeausweise bestellt worden seien.
Das neue deutsche Organspende-Register, das am 18. März an den Start ging, ist nach Einschätzung von Minister Laumann zwar ein wichtiger Schritt, der den klassischen Organspendeausweis um eine digitale Variante ergänze. Die Zahl der Organspenden dürfte sich damit aber nicht spürbar erhöhen. „Da fehlt mir der Glaube“, sagte Laumann.