Washington. Bei der Kandidaten-Kür der Republikaner wollen Nikki Haley und Ron DeSantis den Abstand zum Favoriten verringern. Doch das wird schwer.
Alle vier Jahre wird das ländliche Iowa für 24 Stunden zum Nabel des Politikbetriebs in den USA. Auch an diesem Montag wieder. Dann fällt im Agrarbundesstaat im Mittleren Westen bei eisigen Temperaturen von minus 25 Grad Celsius mit den republikanischen Vorwahlen offiziell der Startschuss zur Präsidentschaftswahl am 5. November.
Ex-Präsident Donald Trump, der dann wie 2020 auf den Demokraten Joe Biden treffen könnte, ist in dem demografisch nicht repräsentativen Bundesstaat (92 Prozent der Einwohner sind Weiße und sie sind überproportional oft evangelikal) seit Monaten der unangefochtene Umfragen-König. Zuletzt wurden ihm 48 Prozent der Stimmen bescheinigt. Seine einzigen noch relevanten Rivalen, Nikki Haley (20 Prozent) und Ron DeSantis (16 Prozent), sind weit abgeschlagen.
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In basisdemokratischen Versammlungen werden ab Punkt 19 Uhr Ortszeit einige zehntausend von insgesamt 1,2 Millionen Wahlberechtigten zum sogenannten „Caucus“ (gesprochen: Kohkess) zusammenkommen. In rund 1650 Wahllokalen, darunter Bauernhöfen, Schulen, Turnhallen, Scheunen, Feuerwachen oder größeren Wohnzimmern, sollen die Menschen ihr Kreuz machen.
USA: Vorwahl bereitet den Krönungsparteitag im Juli vor
Sie bestimmen dort nach engagiertem Palaver in Urwahl-Manier ihren Kandidaten oder ihre Kandidatin für den Krönungsparteitag der „Grand Old Party” (GOP) in Milwaukee. Dort werden im kommenden Juli rund 2500 republikanische Delegierte aus den 50 Bundesstaaten erwartet. Der Sieger benötigt nach Parteiangaben circa 1235 Stimmen. Iowa stellt 40 davon.
Wer bei den Republikanern in Iowa und danach in New Hampshire (23. Januar), Nevada (6. und 8. Februar) und South Carolina (24. Februar) die Vorwahlen gewinnt, kann auf einen Domino-Effekt setzen. Obwohl nur ein Bruchteil der Delegiertenstimmen vergeben wird, liefern Siege zu Beginn des Wahl-Marathons, der bis Juni dauert, wichtige Zutaten: Medieninteresse, Spendenfluss und Gewinner-Aura. Kurz: „Momentum“. Wer leer ausgeht, kann dagegen meist schon vor dem „Super-Tuesday”, der diesmal am 5. März sein wird, einpacken, wenn parallel 15 Bundesstaaten ihre Delegierten ermitteln.
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Trump, Haley, DeSantis – Was steht in Iowa auf dem Spiel?
Für Trump: Setzt der Ex-Präsident Meinungsumfragen in Stimmen um, deklassiert er seine einzigen ernst zu nehmenden Verfolger – Nikki Haley und Ron DeSantis – um 30 Prozentpunkte plus x. Dann ist das Rennen fast schon gelaufen, sagen Republikaner-Strategen. Hat er nur knapp die Nase vorn, liegt die Sache anders. Schon ein Sieg mit nur zehn Prozentpunkten Vorsprung würde als dürftig gelten. Verliert Trump (wie 2016 gegen Texas-Senator Ted Cruz), könnte die Götterdämmerung beginnen. Trump setzt auf die einflussreichste Wählergruppe in Iowa – die Evangelikalen: weiße, rechtskonservative Christen, denen der Schutz des ungeborenen Lebens und der Ehe von Mann und Frau ebenso am Herzen liegt wie ihr Misstrauen gegenüber Washington.
Für Haley: Ein starker zweiter Platz in Iowa gäbe der ehemaligen Gouverneurin von South Carolina (51) Rückenwind für die acht Tage später stattfindende Vorwahl im liberaleren Neuengland-Bundesstaat New Hampshire. Dort hat sie, obwohl Trump auch hier führt, nach dem Last-Minute-Rückzug von Chris Christie aus dem Präsidentschaftsrennen sogar Sieg-Chancen. Haley, einst UN-Botschafterin zu Zeiten der Regierung Trump, könnte sich damit vor der Wahl in ihrem Heimat-Bundesstaat South Carolina als einzige Alternative zu ihrem ehemaligen Boss festsetzen und finanzstarke Spender aus dem Anti-Trump-Lager einsammeln.
Für DeSantis: Ron DeSantis (45), der Gouverneur von Florida, hat seinen Wahlkampf ganz auf einen Knaller in Iowa ausgerichtet, alle 99 Landkreise abgegrast und dort Tausende Hände geschüttelt. Vergebens. In Umfragen rangiert er an dritter Stelle. Landet er am Montagabend hinter Haley, ist seine Kandidatur als „Trump mit Hirn und ohne Drama” de facto vorüber, heißt es in Republikaner-Kreisen.
Vowahl in den USA: Das sind die großen Unsicherheiten
Erschwernis: Haley wie DeSantis haben ihre Samthandschuhe gegenüber Trump zwar ausgezogen und warnen republikanische Wähler vor dem „Verlierer” und „Chaoten”. So brutal und herablassend, wie er sie angeht, äußern sich die beiden über den 77-Jährigen aber nie. Trump nannte Haley „Spatzenhirn“ und mokierte sich über DeSantis‘ erhöhte Cowboy-Stiefelabsätze. Dennoch wollen beide ihre Langfrist-Optionen – Haley als denkbare Vizepräsidentschaftskandidatin von Trump, DeSantis als Hoffnungsträger für 2028 – nicht verspielen. Sie haben Angst davor, dass Trump-Wähler ihnen nicht verzeihen.
- Unsicherheitsfaktor A: Am „Caucus“-Tag sind Temperaturen von minus 25 Grad und Schneefall in Iowa angesagt. Viele der im Schnitt 55 Jahre alten Teilnehmer dieser Urwahl-ähnlichen Kandidatenkür könnten aus Angst vor Eis-Unfällen zuhause bleiben. Und eine geringe Wahlbeteiligung „birgt oft Überraschungen”, sagt der Experte Dave Kochel und meint damit unter 100.000 Stimmabgaben.
- Unsicherheitsfaktor B: Die geheimen Papier-Wahlzettel müssen von Ehrenamtlichen, nicht von staatlichen Profis, ausgewertet und digital an die Parteizentrale gemeldet werden. Dabei kam es in der Vergangenheit zu haarsträubenden Fehlern. Bei der Wahl 2020 erlebten die Demokraten ein Debakel, als das Ergebnis erst Tage später feststand. Für sie ist Iowa als Startschuss-Staat ins Präsidentschaftsrennen seither gestorben.
- Unsicherheitsfaktor C: Weil Iowa noch am Tag des „Caucus“ erlaubt, sich als Republikaner zu registrieren, könnten verkappte Demokraten aus den universitätsnahen Gegenden um Ames oder Des Moines in die Entscheidung eingreifen; entweder für Trump oder für Haley und DeSantis.
Und bei den Demokraten? Amtsinhaber Joe Biden ist als Präsidentschaftskandidat schon vor dem offiziellen Beginn der demokratischen Vorwahlen am 3. Februar in South Carolina gesetzt. Seine einzigen Widersacher, Deane Phillips und Marianne Williamson, gelten als chancenlos.
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