Berlin. Ministerpräsident Boris Rhein trennt sich von den Grünen, er will mit der SPD koalieren. Es ist ein Fingerzeig für die Zeit nach 2025.

Das föderale Deutschland ist ein Land, in dem sich Bundes- und Landespolitik nie so richtig trennen lassen. Wenn eine Bundesregierung gute Arbeit leistet oder dilettiert, dann wirkt sich das für beteiligten Parteien in der Regel auch auf Landtagswahlen aus. Umgekehrt haben Regierungsbildungen auf Landesebene oft auch eine bundespolitische Dimension: Sie geben einen Hinweis darauf, wie künftige Mehrheiten in Berlin aussehen könnten.

CDU in Hessen will mit SPD Koalitionsverhandlungen führen

weitere Videos

    So gesehen sind die Vorgänge in Hessen hochinteressant. Im fünftgrößten Bundesland, einem der ökonomischen Kraftzentren der Republik, hat CDU-Ministerpräsident Boris Rhein am Freitag seinem langjährigen Koalitionspartner den Stuhl für die Tür gestellt. Statt mit den Grünen des Ober-Realos Tarek Al-Wazir will die CDU künftig mit der SPD regieren.

    CDU-Chef Friedrich Merz kann sich bestätigt fühlen

    Thorsten Knuf ist Politik-Korrespondent in der FUNKE Zentralredaktion.
    Thorsten Knuf ist Politik-Korrespondent in der FUNKE Zentralredaktion. © Reto Klar | Reto Klar

    Rhein kann sich den Partner aussuchen: Aus der Landtagswahl Anfang Oktober war die CDU als strahlende Siegerin hervorgegangen, die Parteien der Berliner Ampelkoalition hingegen wurden allesamt abgestraft. Es mag ja sein, dass die Entscheidung der Hessen-CDU vorwiegend auf landespolitischen Erwägungen beruht. Ein bundespolitisches Signal geht von ihr gleichwohl aus.

    Eine schwarz-grüne Koalition im Bund ab 2025 ist unwahrscheinlicher geworden. Zehn Jahre lang haben CDU und Grüne in Hessen unter christdemokratischer Führung geräuschlos miteinander regiert. Das war eine Sensation, die traditionellen Milieus der beiden Parteien im Bundesland verbindet nicht viel. Hessen war die Blaupause für Schwarz-Grün in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. Jetzt ist das Vorzeigeprojekt am Ende. CDU-Chef Friedrich Merz kann sich bestätigt fühlen: Er hat ohnehin keine Lust auf die Grünen – weder im Bund noch in den Ländern.