Hamburg. Angeblich enthält der Nato-Bericht über das Bombardement eines Tanklastzuges im afghanischen Kundus bereits alle Details, die Verteidigungsminister zu Guttenberg angeblich erst bekannt geworden seien, nachdem er den Luftangriff öffentlich für angemessen erklärt hatte.

Der geheime Untersuchungsbericht der Nato zur Kundus-Affäre bringt einem «Spiegel»-Bericht zufolge Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) in Bedrängnis. Wie das Nachrichtenmagazin am Samstag vorab berichtete, enthält der bislang nur in Auszügen bekannte Bericht bereits alle Details, die Guttenberg angeblich erst bekanntwurden, nachdem er die Luftangriffe als «militärisch angemessen» bewertet hatte. In dem insgesamt rund 500 Seiten starken Dokument, das dem Magazin vorliegt, räumt der deutsche Oberst Georg Klein offen ein, dass er nicht nur die Tanklastwagen habe treffen wollen, sondern auch die Aufständischen.

Keine Erkenntnisse über geplante Angriffe

Dem Bericht zufolge argumentierte Klein, die Aufständischen versuchten, das Benzin abzuzapfen. «Danach werden sie sich neu formieren, und wir haben Erkenntnisse über laufende Operationen und darüber, dass sie vermutlich Camp Kundus angreifen werden», fügte er hinzu. Nach Angaben der Nato hätten hingegen keine sicheren Erkenntnisse vorgelegen, «die auf einen geplanten Angriff der Taliban» gegen das deutsche Feldlager hinwiesen. Gegenüber den Nato-Ermittlern gab Klein laut «Spiegel» zu, dass er gezielt die Unwahrheit angegeben habe, um sich die amerikanische Luftunterstützung zu sichern.

Kleins Verhalten wird mittlerweile auch von hochrangigen deutschen Soldaten kritisiert. So habe sich der Kommandeur des Regionalkommandos Nord in Masar-i-Scharif, Brigade-General Jörg Vollmer, gegenüber dem Nato-Untersuchungsteam beschwert, er lege großen Wert darauf, dass die Bundeswehr Einsatzregeln der Nato einhalte. Er empfinde es als «nicht akzeptabel», dass er von Klein «so spät benachrichtigt» worden sei - nämlich erst nach dem Bombenabwurf. (ddp)