Aachen. Am Sonntag wurde Wolodymyr Selenskyj der Karlspreis verliehen. Die Zeremonie war eine Werbe-Offensive für die Ukraine – und für Europa.
Es ist eine einzige Werbe-Offensive für die Ukraine – und für Europa. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wendet sich an den "lieben Wolodymyr", der oben in der Mitte der Bühne sitzt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj trägt einen schwarzen Pullover, olivgrüne Militärhosen und feste Stiefel. Er ist in Kriegskluft nach Aachen gekommen, um die Verleihung des renommierten Karlspreises entgegenzunehmen. Er und sein Volk bekommen die Würdigung für ihren Einsatz für "Europa und die europäischen Werte".
Scholz spricht vom "Krieg, der sich gegen alles richtet, wofür Europa steht" Der russische Angriffskrieg zeige für die Ukraine, die EU und ihre Mitgliedstaaten glasklar auf: "Wir stehen zusammen! Wir gehören zusammen! Und: Unsere Geschichte wird gemeinsam weitergehen." Das Publikum im Krönungssaal des Aachener Rathauses applaudiert, Selenskyj klatscht. Selbst der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki – der Scholz zu Beginn des Krieges Zögerlichkeit bei den Waffenlieferungen vorgeworfen hatte – spendet Beifall.
Olaf Scholz: "Die Ukraine ist Teil unserer europäischen Familie".
Die Laudatio auf Wolodymyr Selenskyj ist ein indirektes Versprechen für den Beitritt der Ukraine in die Europäische Union. Der Kanzler nennt zwar kein Datum. Er erwähnt in diesem Zusammenhang die bereits seit längerer Zeit auf die EU-Aufnahme wartenden Staaten des Westbalkans, kommt auf Moldau und "perspektivisch" auch Georgien zu sprechen. Aber Scholz‘ Appell ist eindeutig: "Europaweit hat der Krieg eine klare Einsicht gefestigt: Die Ukraine ist Teil unserer europäischen Familie."
Die Ukraine sei durch ihren "Freiheitswillen" und ihre "Widerstandskraft" für ganz Europa "Hoffnung" und "Inspiration", betont Scholz. Und, direkt an Selenskyj gewandt: "An der Spitze des gesamten ukrainischen Volkes verteidigst du die Werte, für die Europa steht". Wieder brandet Applaus im Saal auf, wieder klatscht Polens Regierungschef Morawiecki mit. Er hält danach eine Lobrede auf Selenskyj, wie auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
Scholz vergleicht den Freiheitskampf der Ukraine mit der der polnischen Solidarność-Bewegung in den 80er- Jahren. Er spannt den Bogen über den Mauerfall bis hin zu den Maidan-Protesten 2013 und 2014. Und endet mit den Worten: „Die Ukraine ist hier! Und die Ukraine ist Europa!“ Der Kanzler geht auf Selenskyj zu. Es folgt ein langer Händedruck. Im Publikum gibt es stehende Ovationen.
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